Panorama

Mülltrennung in der Pampa Vorbild für Buenos Aires

Die argentinische Wirtschaft weist seit Jahren beeindruckende Wachstumsraten auf. In Sachen Umweltschutz allerdings hinkt das Land noch schwer hinterher. Wälder werden gerodet, Flüsse verpestet und die Müllberge wachsen rasant. Doch es gibt eine Ausnahme in dem südamerikanischen Land: In einer Kleinstadt in den Weiten der Pampa, 440 Kilometer westlich der Hauptstadt Buenos Aires, trennen die etwa 40.000 Einwohner bereits seit 1994 ihren Abfall. Während in der Millionenmetropole Buenos Aires die Müllberge am Stadtrand unaufhaltsam wachsen, ist in Trenque Lauquen bereits ein Amphitheater aus recycelten Abfällen entstanden.

"Wir sind sehr zufrieden mit dem System", sagt Fabio Olivario, Direktor des örtlichen Umweltamtes. Vor allem bei dem Plastikrecycling herrsche eine rege Nachfrage verschiedener Firmen. Als das Mülltrennungssprogramm "Prolim" 1994 gestartet wurde, zogen Schulkinder von Haus zu Haus, um den Älteren das neue System zu erklären. Heute wissen alle Einwohner, dass die grünen Plastiktüten mit dem Bioabfall jeden Abend abgeholt werden; mittwochs und sonntags sammelt die Müllabfuhr Plastik, Papier und andere Stoffe ein.

Grüne Quader aus gepressten Flaschen

Narciso Armador eilt eifrig zwischen den Müllstapeln auf dem Gelände außerhalb von Trenque Lauquen umher. Dem 39 Jahre alten städtischen Angestellten ist der Stolz auf das Recycling-System deutlich anzumerken. "Wir trennen hier rund 12 Tonnen Müll pro Woche" erzählt er. Drei Müllwagen seien täglich von 19.00 Uhr abends bis 03.00 Uhr morgens unterwegs. Armador zeigt auf die grünen Quader aus gepressten Limonadenflaschen, auf die Pappkarton- und Papierstapel und er führt die große Trommel mit dem Förderband vor, wo mit Hilfe von Magneten das Metall aus dem Müll gezogen wird.

Die Stadt Trenque Lauquen bezieht ihren Wohlstand zum größten Teil aus den weiten, fruchtbaren Böden der Grasebene, der Pampa, die erfolgreiche Viehzucht und Getreideanbau ermöglichen. Die Hauptstraße Villegas ist von kleinen Geschäften in frisch gestrichenen Häusern gesäumt, und das stillgelegte Bahngelände ist inzwischen in ein Freilichtmuseum. Den Park rund um den See hat ein Landschaftsarchitekt mit sorgfältig angeordneten Baumgruppen und Grünflächen gestaltet. Am Seeufer wurde 1997 das Amphitheater gebaut, dessen Quader aus recycelten Abfällen gebrannt worden sind.

Buenos Aires kann davon nur träumen

"Das Programm funktioniert gut, und wir müssen nichts extra zahlen", lobt die Kellnerin Elisa aus dem Restaurant Terruo im Stadtzentrum. Doch auch in Trenque Lauquen gibt es Menschen, die ihr Einkommen durch die Abfälle der städtischen Mittelklasse bestreiten müssen. "Wir haben hier einige Müllsammler, Cartoneros genannt, und ungefähr 15 Leute, die in der Nähe der Müllfabrik ihre Hütten aufgebaut haben, um im Restmüll nach Verwertbarem zu suchen", sagt Diego Tiseire von der Lokalzeitung "La Opinion".

Von den Verhältnissen in Trenque Lauquen können die Verantwortlichen in Buenos Aires nur träumen. Nach Angaben von Greenpeace landen dort täglich 4500 Tonnen Abfall auf den schon übervollen Mülldeponien. Doch auch dort soll in Zukunft alles besser werden. Seit Mai 2007 läuft das ehrgeizige Projekt "Basura Cero" (Null Abfall). Es sieht bis 2017 die schrittweise Reduzierung der Abfallmenge auf 25 Prozent vor. Für das Fernziel der völligen Müllvermeidung wird jedoch kein festes Datum genannt.

Von Tom Körkemeier, dpa

Quelle: ntv.de

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