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Stefan Kuzmany

Trumps bisherige Bilanz BIG LOSER! SO SAD!

In den ersten Wochen seiner Amtszeit hat Donald Trump Angst und Schrecken verbreitet. Tatsächlich ist er bisher mit praktisch all seinen Vorstößen gescheitert. Es wird Zeit, neu auf den US-Präsidenten zu blicken.
Donald Trump

Donald Trump

Foto: SAUL LOEB/ AFP

Man stelle sich für einen Augenblick vor, es gäbe Donald Trump doppelt. Der Reality-TV-Star residierte nicht nur als US-Präsident im Weißen Haus in Washington, sondern gleichzeitig noch, als sein eigener Zwilling, als umtriebiger Immobilienhai in der Chefetage des Trump Towers in New York.

Man stelle sich vor, Donald Trump in New York würde die Amtsführung und die bisherigen Erfolge seines Doppelgängers in Washington beobachten - die gepfefferten Tweets würde man zu gerne lesen.

Die missglückte Militäroperation im Jemen? "POTUS kills children. DISGRACEFUL!"

Die von Trump angeblich in Unkenntnis unterzeichnete Anordnung zur Aufnahme seines rechtsextremen Beraters Stephen Bannon in den nationalen Sicherheitsrat? "POTUS signed exec order he didn't know. Can this man even read? SO SAD!!!"

Das von US-Gerichten gestoppte temporäre Einreiseverbot für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten und Trumps darauffolgende harsche Richterschelte? "POTUS unable to produce legally sound travel ban, then whines about losing in court. SUCH A CRY-BABY!"

Die immer länger prognostizierte Bauzeit seines antimexikanischen Schutzwalls? "Now it takes THREE YEARS to build the wall? POTUS should hire immigrants to get it done fast!"

Und schließlich die jüngste Kehrtwende Trumps in der Ein-China-Politik, die er bis vor Kurzem noch als "verhandelbar" bezeichnet hatte: "POTUS bows to China. BIG LOSER! PEKING DUCK!"

Es ist richtig: Donald Trump ist ein gefährlicher Mann. Er hat ein offenbar sehr eingeschränktes Verständnis von Demokratie und Gewaltenteilung, er ist ein rücksichtsloser Nationalist, der mit seinem Protektionismus der US- und der Weltwirtschaft schwer schaden kann, und, das ist die wohl beunruhigendste Aussicht, er hat die Möglichkeit, vollkommen unkontrolliert Atombomben zu starten und damit die ganze Welt zu zerstören.

Trotzdem ist es vielleicht an der Zeit, einmal durchzuatmen. Trump und seine Leute zielen darauf ab, mit schnellen Maßnahmen ihre Agenda des Schreckens durchzusetzen. Sie wollen ihre Kritiker durch die schiere Masse von Ungeheuerlichkeiten in eine Schockstarre versetzen. Viele seiner Aktionen hätten in anderen Zeiten einzeln und jede für sich für große Auseinandersetzungen gesorgt, im Trump-Zeitalter werden Öffentlichkeit und Medien aber geradezu bombardiert: Der gestrige Skandal ist noch kaum diskutiert und aufgearbeitet, da folgt bereits ein neuer. Das ermüdet, und am Ende kann man nur noch ermattet mit den Schultern zucken, während Trump durchregiert.

Regierung ist doch keine Realityshow

Um diese Entwicklung zu verhindern, darf man sich erst gar nicht auf sie einlassen. Donald Trump ist eine Gefahr für die Welt? Richtig. Aber, so paradox das klingt, vielleicht sollte ihn die Welt genau deshalb nicht ganz so ernst nehmen. Er lebt von der Angst der anderen. Wir sollten ihn nicht füttern. Donald Trump zermürbt die öffentliche Debatte? Mag sein. Aber genau so kann es auch geschehen, dass die öffentliche Debatte Donald Trump zermürbt. Er führt einen Vielfrontenkrieg: Gegen die Medien, gegen die Justiz, gegen den politischen Gegner, gegen Verbündete und Feinde der USA. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass ihm bereits die Munition ausgeht.

Denn möglicherweise ist er unfähig, seine gefährlichen Pläne in die Realität umzusetzen. Zu kompliziert ist der Rechtsstaat, dem er nun für vier Jahre vorsitzen soll - und längst nicht alle Vertreter dieses Rechtsstaats, egal welcher politischen Richtung sie anhängen, sind so ignorant dessen Prinzipien gegenüber wie er. Oder bereit, diese Prinzipien zu ignorieren. Der gerichtliche Widerstand gegen Trumps Einreisestopp ist da nur der Anfang - Trump wird sich in den kommenden Jahren noch vielfach verheddern. Regierung ist eben doch keine Realityshow.

Blickt der Milliardär Donald Trump also aus seinem Tower auf den Zwillingsbruder im Weißen Haus, dann kann er dort keinen glücklichen Mann sehen: Nichts funktioniert so schnell, wie der sich das vorgestellt hat. Manches gar nicht. Und das Leben als Würdenträger ist doch eher trist im Vergleich zu der Dauersause, die ein Milliardär gewohnt ist. Während der US-Präsident sich ständig mit ärgerlichen Details des Regierungshandelns herumschlagen muss, lässt es sich sein Vorgänger Barack Obama auf den Virgin Islands gut gehen - man darf sicher sein, dass die Urlaubsfotos Obamas bei Trump keine gute Laune ausgelöst haben. Er strampelt sich ab, aber das ist er nicht gewohnt.

Die große Nation der Vereinigten Staaten von Amerika wird ihren üblen Fehlgriff korrigieren und den durchgeknallten Operetten-Präsi mitsamt seiner finsteren Entourage abschütteln. Es ist nur eine Frage der Zeit. Halten wir durch.