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Fleisch ist mein Gemüse: Eine Landjugend mit Musik Taschenbuch – 1. Oktober 2004
„Der Mensch ist kein Beilagenesser.“
Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: „An der Nordseeküste“ von Klaus und Klaus.
- Seitenzahl der Print-Ausgabe256 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberRowohlt Taschenbuch
- Erscheinungstermin1. Oktober 2004
- Abmessungen11.5 x 1.73 x 19 cm
- ISBN-109783499237119
- ISBN-13978-3499237119
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman Fleisch ist mein Gemüse hat er 14 weitere Bücher veröffentlicht. Der goldene Handschuh stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf waren für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien Zauberberg 2.
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Während meine braven Kollegen praktisch nur noch Mineralwasser tranken, war ich saufmäßig fast schon wieder wie früher dabei. Ich wäre sonst gestorben vor Langeweile. Langeweile im Endstadium, ich verbrachte meine Tage wie mit einer Überdosis Insektengift aufgepumpt in einer Art Duldungsstarre. Langeweile gleich entarteter Stillstand minus Zeit. Das war meine Formel. Zeit genug, mir so meine philosophischen Gedanken zu machen, hatte ich ja. Raum und Zeit waren im Zwergenhaus so stark gestaucht, dass ich das Gefühl hatte, statt dreidimensional nur noch halbdimensional zu existieren und mich zu einem unendlich kleinen Punkt zu verdichten. In einer kaskadierenden Verschachtelung verschränken sich die Wahrnehmungsebenen so ineinander, dass am Ende nur noch ein virtuelles Knäuel, ein Knäuel aus Licht, übrig bleibt, das sich nicht mehr synchron zur Zeit bewegt, sondern von ihr weg. Und genau ab da verläuft das Leben nicht mehr symmetrisch, sondern asymmetrisch. Vielleicht war ich jetzt ja auch endgültig verrückt geworden und merkte es nur nicht. Oder ich war ein großer Privattheoretiker. Gibt es Rezepte gegen Langeweile? Ja, man kann zum Beispiel die Milch überkochen lassen und stundenlang die verkohlten Placken vom eingebrannten Ceranfeld schaben. Oder den Inhalt des Staubsaugerbeutels in der ganzen Wohnung verteilen, nur um anschließend die Sauerei analog mit Kehrblech und Feger wieder zu beseitigen. Man kann Klimatabellen von Zwergstaaten führen, aus alten Topflappen Flurteppiche nähen oder aus Eisstielen und zerschlagenem Altglas rezeptfreie Lesebrillen basteln.
Meine wirksamsten Waffen gegen Langeweile waren aber immer noch Jubiläumsaquavit und Bier. Der Mineralwasserkonsum der Kollegen stieg derweil besorgniserregend, ein richtiger Trend wurde das bei Tiffanys. Laut Expertenurteil von Norbert sollten am Tag mindestens drei Liter getrunken werden, um Gifte auszuschwemmen, die Zellmembran elastisch zu erhalten und noch anderen Quatsch. Am besten gleich auch noch stilles Wasser, die sinnloseste Erfindung der letzten hundert Jahre. Mich regte das auf, und aus Trotz trank ich oft tagelang ausschließlich Kaffee und abends natürlich Bier. Keinen einzigen Schluck Wasser. Und? Ging es mir nur einen Deut schlechter als den anderen? Eben! Ich war schließlich kein Kamel.
Eine lustige Begebenheit hat sich in diesem ansonsten ereignislosen Jahr dann aber doch zugetragen. Jens hatte als passionierter Fleischesser öfter unter Blähungen zu leiden. Oft fragte er schon beim Essen laut in die Runde, wie das wohl später riechen würde. Es stank meist ganz entsetzlich nach Problemen, Arbeitslosigkeit und chronischen Krankheiten, doch wir amüsierten uns wie die Kinder über die Feuerwerke, die da an so manchem Abend abbrannten. Einmal war es wieder besonders schlimm. Das Hochzeitsessen bestand aus drei Sorten Fleisch: Wild, Schwein und Rind. Beim Mitternachtsbuffet wurde noch Gulaschsuppe mit Zwiebeln und Paprika gereicht, und man konnte sich darüber hinaus noch von einer reichlichen Auswahl an Wurstsalaten bedienen. Eine Bombe nach der anderen zündete Jens im Verlauf des Abends! Der Gestank war sensationell. Mehrere Kilo Fleisch verrotteten da beschleunigt im Jenskörper. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie der Stand der Dinge gerade war. Konzentration und Verkrampfung beim Rausdrücken, gespannte Erwartung, während die Wolke langsam hochstieg, und Zufriedenheit, wenn sich die Blume endlich entfaltet hatte. Während des Abbauens ging es munter weiter, ein letzter Gruß der toten Tiere. Als wir den Hänger fast eingeladen hatten, sprang Jens ein letztes Mal mit einem Notenständer hinein, und kurz bevor wir das morsche Gefährt mit der Plane luftdicht abschlossen, ließ er drinnen noch ordentlich einen los. Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten und den Hänger öffneten, quoll uns eine Wolke aus Gestank und Verderben entgegen. Jens schaute triumphierend in die Runde: Die Bombe hatte sich die ganze Zeit über gehalten. Sensationell! So ein Geniestreich sollte allerdings auch ihm nie wieder gelingen, und gerne erinnerten wir uns mangels anderer Erlebnisse an diesen Höhepunkt des Jahres 1991 zurück.
Produktinformation
- ASIN : 3499237113
- Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch; 39. Edition (1. Oktober 2004)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 256 Seiten
- ISBN-10 : 9783499237119
- ISBN-13 : 978-3499237119
- Abmessungen : 11.5 x 1.73 x 19 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 115.244 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 332 in Biografien von Schauspielern & Entertainern
- Nr. 344 in Biografische Romane (Bücher)
- Nr. 402 in Coming-of-Age-Romane
- Kundenrezensionen:
Informationen zum Autor

Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Seit seinem ersten Roman «Fleisch ist mein Gemüse» hat er sieben weitere Bücher veröffentlicht. «Der goldene Handschuh» stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm-Raabe-Preis geehrt.
Foto: © Dennis Dirksen
Kundenrezensionen
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Die Leser finden das Buch witzig und traurig, mit schwarzem Humor. Sie loben den Schreibstil als schön, bildhaft und norddeutsch angehaucht. Das Buch wird als unterhaltsam, interessant und eine Pflichtlektüre beschrieben. Viele empfinden die Qualität des Werks als erstklassig und hochbegabt. Der Lesestoff ist seichte Lektüre zum herunterfahren am Abend. Einige beschreiben es als authentisch toll erzählt, detailliert und original.
KI-generiert aus dem Text von Kundenrezensionen.
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Kunden finden das Buch unterhaltsam. Sie beschreiben es als witzig, schwarzer Humor und tragisch-komisch. Der Schreibstil von Strunk wird gelobt.
"...Aber die Verbindung von lustigen und traurigen Momenten ist sehr nahe am Leben und das ist vielleicht das eigentliche Erfolgsgeheimnis der Geschichte..." Mehr
"...und Neunzigern ist besonders für Menschen aus dieser Gegend sehr unterhaltsam, weil gut beobachtet und pointiert dargestellt...." Mehr
"...Der Humor ist hervorragend gesetzt, niemals billig oder platt, sondern immer passend und wohldosiert...." Mehr
"...Schicksal Literatur – mit jenem unverwechselbar treffsicheren und bitteren Humor, der sein Markenzeichen blieb...." Mehr
Kunden sind mit dem Inhalt des Buches zufrieden. Sie beschreiben es als interessant, unterhaltsam und eine großartige Urlaubslektüre über eine traurige Kindheit. Einige loben die guten Details und das Erfolgsgeheimnis der Geschichte.
"...sehr nahe am Leben und das ist vielleicht das eigentliche Erfolgsgeheimnis der Geschichte...." Mehr
"...Ein ehrliches Buch, beinahe Protokoll-Literatur, im Wortsinne authentisch. Man lacht mit, aber man ist gleichsam tief gerührt." Mehr
"...Ich habe das Buch gerne gelesen, da es sehr interessant ist. Durch wortgewandte, lakonische Sprache und witzige Gedanken ist das Buch sehr lesenswert." Mehr
"Die Geschichte an sich ist sehr interessant und leicht zu lesen...." Mehr
Kunden sind mit dem Schreibstil des Buches zufrieden. Sie beschreiben es als schön, bildhaft und ausdrucksfähig. Die norddeutsch angehauchte Sprache wird gelobt. Einige loben die Stimme und Betonung der Protagonisten.
"...Der Mann hat schon einiges miterlebt, er kann tatsächlich gut schreiben und er hat interessantes zu berichten...." Mehr
"...Fleisch ist mein Gemüse" ist sehr schön geschrieben und erzählt...." Mehr
"Nett geschrieben. 1 Loser erzählt seine Gedchichte.., aber ehrlich" Mehr
"...Ich habe das Buch gerne gelesen, da es sehr interessant ist. Durch wortgewandte, lakonische Sprache und witzige Gedanken ist das Buch sehr lesenswert." Mehr
Kunden sind mit der Qualität des Buches zufrieden. Sie beschreiben es als klasse, erstklassig und hochbegabt. Einige finden das Werk besser als den Film. Es wird als guter Heinz beschrieben, der ohne oberflächlich zu sein ist. Zudem loben sie die Details herzlich, herzhaft und treffend.
"...Strunks Vortrag ist einfach klasse und seine Stimme sehr wandelbar...." Mehr
"...Er ist ein wenig der Kurt Cobain der Tanzmusik, hochbegabt, launisch, depressiv und mit einem sehr speziellen Humor...." Mehr
"...Strunks Sprachkunst mit ihrem unglaublich flüssigen Erzählstil ragt weit über die etlicher "Mitbewerber" hinaus!" Mehr
"...Es war schon sehr reizvoll und vor allem authentisch - leider sprach der Autor oft zu schnell und..." Mehr
Kunden sind mit der Lesbarkeit des Buches zufrieden. Sie beschreiben es als zügig und leicht zu lesen, seichte Lektüre zum herunterfahren am Abend und eine Geschichte, die sich flüssig liest. Außerdem wird das Buch als schnell und sauber beschrieben.
"Die Geschichte an sich ist sehr interessant und leicht zu lesen...." Mehr
"Eines der Bücher, die sich sehr zügig lesen lassen und dabei sehr unterhaltsam sind...." Mehr
"...Es verliert direkt nach dem Lesen seinen Reiz" Mehr
"...Diese Geschichte liest sich flüssig und spiegelt ein Leben wieder, geprägt von Hindernissen...." Mehr
Kunden sind mit der Authentizität des Buches zufrieden. Sie beschreiben es als original und authentisch.
"...gefärbter Roman bezeichnet wird kommt der Inhalt derartig authenthisch rüber, dass man sich nur schwer vorstellen kann, es wäre anders gewesen...." Mehr
"...Ein ehrliches Buch, beinahe Protokoll-Literatur, im Wortsinne authentisch. Man lacht mit, aber man ist gleichsam tief gerührt." Mehr
"Norddeutsche Lebenswirklichkeit, authentisch toll erzählt. Humorvoll." Mehr
"...Es war schon sehr reizvoll und vor allem authentisch - leider sprach der Autor oft zu schnell und..." Mehr
Kunden sind mit der Detaillierung des Buches zufrieden. Sie beschreiben die Beschreibungen als minuziös und detailliert, bis es einem wirklich graust. Außerdem loben sie die Darstellung des Alltagslebens.
"...Ein ehrliches Buch, beinahe Protokoll-Literatur, im Wortsinne authentisch. Man lacht mit, aber man ist gleichsam tief gerührt." Mehr
"...Dabei beschreibt er alles auf sehr eindrucksvolle und oft nicht sehr schmeichelhafte Art und Weise...." Mehr
"...Sowas kann er, keine Frage: Detailgetreue, minuziöse Beschreibungen, bis es einem wirklich graust und graut...." Mehr
"...Sehr mutig finde ich die detailierte Darstellung des Alltaglebens, schonunglos mit sich selbst...." Mehr
Kunden haben unterschiedliche Meinungen zur Stimmqualität. Einige beschreiben das Hörbuch als super Ohrenkino und loben die Wandelbarkeit der Stimme des Sprechers, die manchmal nervig ist.
"...Strunks Vortrag ist einfach klasse und seine Stimme sehr wandelbar...." Mehr
"...Zunächst fielen mir Genuschel und wenig harmonische Aussprache Strunks auf...." Mehr
"...Kaufen!!! Das Hörbuch ist toll!!!" Mehr
"...undeutlich - eben kein professioneller Sprecher. Deshalb nicht die Höchstnote." Mehr
Rezensionen mit Bildern

Ultralangweiliges Thema witzig beschrieben
Spitzenrezensionen aus Deutschland
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- Bewertet in Deutschland am 21. August 2010Jetzt sitze ich hier nachts um halb eins auf dem Bett, habe mein Powerbook vor mir um eine Rezension zu Fleisch ist mein Gemüse zu verfassen und ich bemerke, dass irgendwo in meiner Nähe eine Party stattfinden muß, denn durch das offene Fenster dröhnt von weit her "Stumblin' In". Wenn das mal kein Omen ist. Gut oder schlecht? Wer weiß, also dann.
Etwas tun zu müssen, womit man sich nicht identifizieren kann, ist unangenehm. Das in aller Öffentlichkeit tun zu müssen, ist sehr unangenehm. Damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, muß die Hölle sein. Wenn dann noch eine pflegebedürftige Mutter, welche langsam den Verstand verliert, und sexuelle Frustration gepaart mit Spielsucht und Alkoholismus dazukommen, möchte man eigentlich gar nicht mehr so genau wissen, wie sich das anfühlt. Es sei denn, es wird einem von Heinz Strunk persönlich erzählt bzw. vorgelesen. Die schonungslose Offenheit, mit der er sein Innerstes nach außen kehrt ist schon fast erschreckend. Und auch die freimütigen Äußerungen über seine Mutter und seine Kollegen werfen die Frage auf, wie autobiographisch der Roman eigentlich ist. Obwohl das Buch lediglich als autobiographisch gefärbter Roman bezeichnet wird kommt der Inhalt derartig authenthisch rüber, dass man sich nur schwer vorstellen kann, es wäre anders gewesen.
Ich bin nicht unbedingt für Hörbücher, meistens schlafe ich dabei ein. Aber in diesem Fall würde ich jedem unbedingt das Hörbuch empfehlen. Strunks Vortrag ist einfach klasse und seine Stimme sehr wandelbar. Herrlich, wie er die Bandkollegen mimt, seinen Opa zitiert ... ok, die Frauen klingen alle mehr oder minder gleich, aber dennoch sehr komisch.
Streckenweise ist das Buch sehr tragisch und ich gehöre nicht zu denjenigen, die auch in der Tragik gerne das Komische sehen. Aber die Verbindung von lustigen und traurigen Momenten ist sehr nahe am Leben und das ist vielleicht das eigentliche Erfolgsgeheimnis der Geschichte. Lustige und traurige Ereignisse - wie banal sie auch manchmal sein mögen - fesseln uns, wenn sie nur offen und eindringlich geschildert werden. Ich jedenfalls kann das Buch gefühlt auswendig.
- Bewertet in Deutschland am 11. September 2006Heinz Strunk ist erst spät zu einem, wenn auch noch begrenzten, Ruhm gekommen. Der Mann ist inzwischen über 40 und machte in der Sendung Zimmer frei einen interessanten und sympathischen, aber auch unsicheren Eindruck. Studio Braun, diese Mitschnitte von Juxanrufen und die Sendung Fleischmann-TV auf Viva waren kleinere Erfolge.
Fleisch ist mein Gemüse könnte die Wende für Heinz Strunk bedeuten und ihn aufrücken lassen in die Liga der anspuchsvolleren deutschen Satiriker. Es ist auf den ersten Blick nicht allzu tiefschürfend, was Strunk in diesem Buch über seine Zeit in einer Laien-Band schreibt. Aber es ist auch nie ausschließlich albern. Der Mann hat schon einiges miterlebt, er kann tatsächlich gut schreiben und er hat interessantes zu berichten. Der Titel des Buchs klingt etwas gewollt witzig, ist aber gut gewählt, um dem Buch Aufmerksamkeit zu bescheren.
Ist es ein Buch über das Erwachsenwerden? Eher nicht, da die Geschichte die Zeit vom 22. bis zum 34. Lebensjahr erzählt. Sicherlich die Zeit, in der man sich von den Kindheitsträumen verabschiedet und die wesentlichen Weichen fürs Leben stellt. Strunk leidet offensichtlich darunter solch folgenschwere Entscheidungen treffen zu müssen. Er ist ein Träumer. Aber ein pessimistischer Träumer. Gerne wäre er Profimusiker geworden, konnte sich aber nicht zu einem Studium aufraffen, trotz Abitur und Talent. Seiner Meinung nach fehle ihm die wichtigste Voraussetzung: der Wille zum Erfolg. Und das ist einer der wenigen bemerkenswerten Sätze, die Dieter Bohlen bisher gelungen sind: "Erfolg ist die Ausnahme".
Strunks Welt ist klein und deprimierend. Uneheliches Einzelkind. Kleines Haus, in dem er bis zum Ende des Buchs mit seiner, ebenfalls depressiven, Mutter wohnt. Schwere Hautkrankheit. Keine Freundin bis zum 34. Lebensjahr. Aufgewachsen in Hamburg-Harburg, dem Viertel, daß die Attentäter vom 11.9.01 bereits so sehr abgeschreckt hatte, daß sie eine Terrorzelle gründeten, um Geborgenheit zu finden. Kein Witz.
Fleisch ist mein Gemüse ist stellenweise äußerst amüsant geschrieben, es enthält einige wirklich großartige Gags. Der triste Alltag in der niedersächsischen Provinz in den Achtzigern und Neunzigern ist besonders für Menschen aus dieser Gegend sehr unterhaltsam, weil gut beobachtet und pointiert dargestellt. Für Liebhaber des Trash werden echte Perlen der Schlagermusik ins Gedächtnis zurückgerufen. Ich persönlich finde ja einige der, durch den Kakao gezogenen Interpreten und Songs gar nicht schlecht.
Ob das Buch wirklich bis ins letzte Detail autobiographisch ist, weiß ich nicht. Ist er nie auf die Idee gekommen seiner quälenden Erfolglosigkeit bei Frauen mit Geld ein Ende zu bereiten? Jemand der geradezu peinlich offen über seine Hautkrankheit schreibt, verschweigt seine Bordell-Besuche? Das ist nur eine der vielen Fragen, die ich Strunk gerne persönlich stellen würde und das ist dann auch ein Reiz des Buchs, man stellt sich Strunk als hilfsbedürftigen Freund vor, mit dem man gerne lange Gespräche führen würde und von dem man im Gegenzug viel über das Leben und die Musik erfahren könnte.
Besonders interessant ist Fleisch ist mein Gemüse für all jene, die gerne Musik zu ihrem Beruf machen wollen, und generell für alle, die im kreativen Bereich Fuß fassen wollen. Strunk faßt es ganz richtig zusammen: viele richten es sich ganz bequem in ihrer Rolle als verkannte Genies ein und scheuen es sich der Öffentlichkeit zu stellen. Aber wer nur für sich selbst malt, schreibt, musiziert etc. der wird nicht herausfinden, ob er wirklich ein Künstler ist oder sich nur für einen hält. Strunk ist sehr hart in seinem Urteil. Es wird klar warum er Probleme hat Freunde und eine Frau zu finden, wo er so sehr mit sich selbst im Unreinen ist. Wer mit 20 noch kein Instrument beherrscht, mit 30 noch nicht den großen Durchbruch geschafft hat, aus dem wird auch nichts mehr, das scheint mitunter die Botschaft zu sein. Strunk selbst hat das Gegenteil bewiesen und fährt seine Ernte erst mit über 40 ein.
Eine Spur zu weinerlich, zu selbstmitleidig ist er, um ein größeres Publikum begeistern zu können. Bei Max Goldt etwa ist immer die große Welt spür- und greifbar, das hat etwas erhebendes. Strunk steht sich selbst im Weg. Er ist ein wenig der Kurt Cobain der Tanzmusik, hochbegabt, launisch, depressiv und mit einem sehr speziellen Humor.
Strunk hebt sich angenehm vom zu derben Diermar Wischmeyer ab, der sich auch mit der niedersächsischen Provinz abgemüht hat. Allerdings ist er genau so klug und witzig wie dieser. Angenehmerweise er ist auch kein Florian Illies, der mit seinem, unsympathisch wirkenden und durch nichts gerechtfertigten, blasierten Überlegenheitsgefühl nervt. Leider ist er aber auch kein Helge Schneider oder Max Goldt. Auch wenn er sich bei letzerem bedient zu haben scheint.
Wer meint, daß das Buch nur oberflächlich sei, dem kann ich nicht zustimmen. Für mich hat Strunk mit diesem Buch erreicht, was ihm mit seiner Musik bislang nicht vergönnt war und was selbst vielen weit berühmteren Musikern und Autoren nicht gelingt: er hat ein Kunstwerk geschaffen, daß berührt und nachdenklich macht, und dabei auch noch gut unterhält. Die große Botschaft des Buchs lautet für mich, daß auch ewige Verlierer wie Mucker, die auf Hochzeiten spielen müssen, Anerkennung verdient haben. Warum so sehr damit quälen den vermeintlichen Ansprüchen anderer Menschen zu entsprechen? Studium, teures Auto, großes Haus, schöne Frau, Traumkarriere, Reisen - schön und gut. Aber wer das eine oder andere oder gar nichts davon hat, ist deshalb nicht wertlos. Könnte vom Papst sein, diese Botschaft. Eine andere gefällig? "Alle wollen etwas sein, niemand will etwas werden". (Goethe). Oder einfach nur: "Here we are now entertain us."