200 Höfe unter Verdacht: Der Bio-Ei-Schwindel

Die sieben wichtigsten Fragen

Eier-Schwindel

Bio-Ware oder Ei aus konventioneller Haltung? Der Verbraucher kann den Unterschied nicht erkennen

Foto: dapd

Erst Pferdefleisch-Skandal, dann Bio-Eier-Betrug – den Verbrauchern wird momentan gründlich der Appetit verdorben, denn die Verunsicherung ist groß. Fakt ist, dass konventionelle Eier als Bio-Eier verkauft wurden bzw. werden. Die ganze Dimension des aktuellen Eierskandals ist jedoch noch nicht abzusehen.

Ermittelt wird seit einem Jahr gegen rund 150 Betriebe in Niedersachsen, etwa 50 weitere Verfahren wurden an Ermittler in anderen Bundesländern abgegeben. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium erwägt die namentliche Nennung der betroffenen Betriebe. „Wir prüfen, ob die Veröffentlichung schon bei hinreichendem Tatverdacht möglich ist”, sagte der neue Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne).

Verbraucherschützer beantworten auf BILD.de die wichtigsten Fragen zum neuen Lebensmittel-Skandal:

Ist mein Supermarkt betroffen?

„Das kann man leider noch nicht sagen. Bestätigt ist lediglich, dass die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt. Das heißt, es geht zur Zeit vor allem um Betriebe in Niedersachsen ,und einigen anderen Ländern', wie es im momentan von offizieller Seite heißt“, sagt Ernährungsexperte Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn. „Was das genau bedeutet, bleibt abzuwarten ... Welche Handelsketten beliefert wurden, ist zurzeit ebenfalls noch nicht nachvollziehbar.“ Nach Einschätzung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums dürften keine Eier aus dem aktuellen Betrugsfall mehr im Handel sein, wie Christiane Kunzel von der Verbraucherzentrale NRW mitteilt.

Kann ich die Mogel-Eier erkennen?

„Leider nein“, so Harald Seitz. „Unbestätigte Meldungen sagen im Moment, dass die falsch deklarierten Eier sowieso nicht mehr im Verkauf seien." Der Verbraucher sei auf die Richtigkeit der Kennzeichnung angewiesen.

Sind die Schummel-Eier gefährlich?

Ein ganz klares Nein. Es geht hier – ähnlich wie beim „Pferdefleisch-Skandal“ – nicht um eine Gesundheitsgefahr. Es ist ein Etiketten- bzw. Kennzeichnungs-Betrug.

Wie funktioniert der Bio-Betrug?

Seitz: „Offenbar wurden die Eier aus den verschiedenen Haltungsformen falsch etikettiert oder deklariert. Das kann sowohl in einem Betrieb vonstatten gehen oder beim Verpacker.“

Wer verdient am Eier-Schwindel?

Je nachdem, wer falsch deklariert. Wenn es der Landwirt ist, dann er oder eben der Verpacker.

Wie groß ist der Skandal wirklich?

„Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Seitz. „Tatsache ist, dass wir hier nicht nur von einer Handvoll schwarzer Schafe sprechen. Wenn tatsächlich über 150 Betriebe involviert sind, reden wir nicht über einen Schwindel, sondern über systematischen Betrug. Mit deklarierten 'Bio-Eiern' kann man eben mehr verdienen, wenn sie nicht den strengen Anforderungen entsprechen. Ein Zehnerpack Freilandeier kosteten 2012 durchschnittlich etwa 1,60 Euro, zehn Bio-Eier etwa 2,85 Euro und das ist auch vollkommen nachvollziehbar, denn Eier aus biologischem Landbau haben ganz andere Standards, die den höheren Preis rechtfertigen“, erklärt Verbraucherschützer Seitz.

Was unternimmt die Politik?

Zunächst einmal fordern alle Beteiligten, egal ob das Ministerium in Niedersachsen oder das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin nur eins: Aufklärung! „Von daher ist es spannend zu sehen, was die Staatsanwaltschaft in Oldenburg tatsächlich aufdecken kann“, sagt Harald Seitz vom aid. „Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium muss jetzt alle Informationen über die Eier-Betrüger auf den Tisch legen. Es muss sicherstellen, dass erstens alle falsch deklarierten Eier aus dem Handel genommen werden und zweitens die Verbraucher informiert werden, welche falsch deklarierten Eier bei ihnen noch im Kühlschrank liegen,“ fordert auch Anne Markwardt von der Verbraucherorganisation Foodwatch.

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