Zu Guttenbergs angedrohte Rückkehr: die Verhöhnung der Anständigen

Veröffentlicht: November 25, 2011 in Politik
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Was versuchte ein gewisser Herr Dr. (adieu) Karl Theodor zu Guttenberg den Menschen dieses Landes vorzuspielen? Einen Adligen mit Stil, gutem Benehmen, einen Politiker mit Verantwortungsbewusstsein, Aufrichtigkeit und herausragender Kompetenz, insbesondere überragender weltpolitischer Kompetenz!

Was ist davon geblieben?

Nun, politisch bewusste Menschen mit sozialer Gesinnung haben sicher nie was auf seinen Adelstitel gegeben, erst recht nicht auf die ererbten Millionen (zweifelhafter Herkunft). Aber angesichts des hohen Anspruchs hat doch vielleicht manch einer gedacht „Adel verpflichtet“, zumindest, wenn der Anspruch so dick vor sich hergetragen wird. Der Mann entpuppte sich jedoch, fast möchte man sagen, vor der Zeit, als Scharlatan. Der Doktortitel plagiatorisch erschlichen, die „ökonomische Kompetenz“ als Beschäftigung mit der eigenen Vermögensmehrung entlarvt, wie auch die „freie journalistische Betätigung“ zum kärglichen Praktikum geronnen. Dazu hat er seinen Doktorvater wie seine Universität schwer beschädigt. Schließlich nach scheibchenweiser Vorbereitung (http://tinyurl.com/7n6wsze) der jämmerliche Rücktritt, dem aber auch alles an Glaubwürdigkeit im Sinne des Erschreckens über eigene Verfehlungen fehlte. Wie deutete ein Parlamentskollege an, früher hätte sich ein Adliger in solcher Situation erschossen.

Nun, gut, dass der Mann das nicht gemacht hat. Das hätte natürlich nicht nur seinen Kindern den Vater geraubt (der ihnen allerdings leider nicht allzu viele Tugenden vorlebt), nein, es hätte auch fast wieder einen mythischen Schein auf den Adelsunfug geworfen.

Und man war ihn gerne los!

Dieser „aufstrebende“ Politiker war Zögling des „transatlantischen“ Netzwerks, das sich weiterhin bemüht, die deutsche Politik „amerikanisch bis auf die Knochen“ bleiben zu lassen. Eine ganze Zeit lang musste man den Eindruck bekommen, dass auch die Kanzlerin dieses amerikanische „Salz in der Suppe“ nicht missen wollte. Aber dann kam der zaghafte Versuch, doch ein wenig zwischen US-amerikanischen und wenigstens deutschen Kapitalinteressen zu unterscheiden und sich zumindest zaghaft aus dem libyschen Kolonialkrieg herauszuhalten, wofür auch ein Linker die Akteure ausdrücklich loben muss. Und da bekommt die dank der modernen Medien beobachtbare Reaktion von Kanzlerin Merkel und Ministerin Schavan auf der Cebit bei Erhalt der SMS zu Guttenbergs Rücktritt einen überzeugenden Sinn (http://tinyurl.com/7utemyp), bei dieser Operation war man doch froh, das transatlantische „U-Boot“ los zu sein.

Wie man sich selbst „neu erfindet“

Bei Wilhelm Busch hätte es zu Leuten wie dem transatlantischen Adelsschnösel nach so einem Desaster in „Max und Moritz“ geheißen: „Jeder denkt, die sind perdü! Aber nein! – Noch leben sie!“, so auch hier. Der durch einen von mir geschätzten politischen Kommentator als „gegelter Kleiderständer“ apostrophierte Blaublüter betritt nach noch nicht einmal einem Jahr wieder großspurig das Podium, um der deutschen Politik die Leviten zu lesen (wozu es aus berufeneren Mündern wahrlich Anlass genug gäbe). Und da sitzt er und zeigt sich ohne die „gelahrte“ Doktoren-Brille, statt mit straff nach hinten gegeltem Haar mit jugendlichem Wuschelscheitel, wieder pseudolocker wie eh und je und schwadroniert auf dem Podium in Halifax über deutsche Politik (http://tinyurl.com/82ygjd5). Nicht mal ein „Trauerjahr“ hat der Mann eingehalten. Wäre er nicht von so aufgeblasener Eitelkeit, sondern klüger, hätte er von Wilhelm Busch viel lernen können: http://tinyurl.com/yjzkkbc, aber a bisserl Zeit hätt´ schon müssen vergehen! Wo bleibt denn sonst die Glaubwürdigkeit?

Einschub: der juristische Skandal, die Verhöhnung der Anständigen

Ein juristischer Skandal ersten Ranges ist es allerdings, dass gegen Zahlung eines „Taschengeldes“ für den Multimillionär das juristische Verfahren gegen den Plagiator soeben eingestellt worden ist (http://tinyurl.com/7k96zco). Die Begründung, es sei den Plagiierten kein allzu großer wirtschaftlicher Schaden entstanden, ist sehr windig. Der Betrug liegt nämlich noch an anderer Stelle. Die Versicherung am Ende einer akademischen Arbeit, dieselbe nur mit den angegebenen Hilfsmitteln erstellt zu haben, hat im Prinzip den Rang einer eidesstattlichen Versicherung. Ein Doktortitel verschafft erhebliche Vorteile (bei denen der materielle Aspekt durchaus für einen Multimillionär unerheblich sein kann). So eine Täuschung, wenn vom „gesellschaftlichen Ansehen“ zusätzlich „abgesichert“, ist in besonderem Maße geeignet, die Öffentlichkeit zu täuschen. Hier liegt nicht nur eine juristisch fragwürdige Entscheidung vor, diese Entscheidung ist eine Verhöhnung aller Anständigen, die mit Fleiß und Entbehrungen in der Wissenschaft tätig sind, aber auch eine Verhöhnung der Allgemeinheit, der Menschen, die sich in ihrer Anständigkeit nur vorstellen können, dass durch den Titel besondere Kompetenz garantiert sei.

Die „Drohung“ der Rückkehr

Nun hat der Mann natürlich während der Zeit in den USA dennoch was gelernt. Nämlich wie Rechtsaußen sich als „mittig“ ausgebende Politschranzen mächtig Furore machen können, nämlich à la „Tea Party“. Es reicht ja der wahren (Wirtschafts-)-Macht in den USA nicht aus, Obama total am Band zu haben, sie wollen auch noch die atmosphärische gesellschaftliche Umkehr. Und so versucht er sich jetzt aufzubauen, um die „sozialdemokratisierte“ (wozu heute nicht mehr viel gehört) CDU wieder aufzumischen und auf „konservativen“ Kurs „zurückzubringen“, wozu natürlich, verdammt noch mal, auch der Rückschwenk auf Haltung „USA total“ gehören würde. Da man (hoffentlich in Unkenntnis der deutschen Befindlichkeiten) so eine bürgerliche Sehnsucht nach „heiler Welt“ mit Abschottungssehnsüchten als Grundlage für eine neue konservative Partei ausmacht, kann er damit u. U. doch als Schreckgespenst für die CDU/CSU auftreten, quasi als der transatlantische Arm, der die CDU für etwas zu viel Eigenständigkeit bestraft.

Vielleicht hat er doch etwas zu viel US-amerikanische Luft geschnuppert und überschätzt die gesellschaftliche Vergesslichkeit in Deutschland. Offenbar mag man ihn nicht mal in der CSU mehr so richtig: http://tinyurl.com/7ssuocf. Aber auch, wenn Seehofer meint, „die schnelle Rückkehr“ Guttenbergs sei nicht „nötig“, ganz wohl wird ihnen nicht bei dem Gedanken sein, der Politschauspieler könnte mit so illustren Leuten wie Sarrazin oder Friedrich Merz und vielleicht Olaf Henkel eine neue konservative Partei aufmachen, quasi als erzkapitalistische „Piraten-Partei“. Allerdings, ganz wohl wäre mir bei dem Gedanken auch nur, wenn man sicher wär, dass alle Stimmen für diesen furchtbaren Verein der CDU/CSU und der FDP (pardon, die hat ja kaum noch Stimmen) abgehen würden.

Vielleicht eine Lösung

Eine andere Lösung des guttenbergschen Karriereproblems scheint aber auf der Hand zu liegen, auch wenn unsere sonst so fixen Medien noch nicht drauf gekommen sind: „Wetten dass“ sucht händeringend nach einem Nachfolger für den nervigen Gottschalk! Das wäre der ideale Job! Man könnte sich auch eine Doppelmoderation vorstellen, zusammen mit Hella von Sinnen. Das wäre toll, es könnte heißen:

Wetten dass

Zu Guttenberg/von Sinnen

Zur Aufheiterung hier der Guttenberg-Song: http://tinyurl.com/89omgu3

Andreas Schlüter

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