Der Premium-Kleinwagen A1 kommt offenbar nicht so gut bei den Käufern an, wie Audi gehofft hat. Seit der Markteinführung im September 2010 sind in Europa bis zum Jahresende etwa 28.000 Exemplare ausgeliefert worden; 50.000 wurden gebaut. Zum Vergleich: Der Hauptkonkurrent Mini wurde im selben Zeitraum rund 42.000 Mal verkauft. Brisant an diesen Zahlen: Knapp 40 Prozent aller A1 sind in Deutschland auf Audi-Händler oder das Werk selbst zugelassen, wie das Marktforschungsunternehmen Dataforce auf AUTO BILD-Anfrage bestätigt. Üblich sei sechs Monate nach der Markteinführung eine Eigenbestandsquote von 20 Prozent.

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Audi will von Absatzproblemen nichts wissen – auch wenn Audi-Chef Rupert Stadler die Zielvorgabe seit Herbst 2010 immer weiter nach unten korrigiert hat. "Wir sind mit den Verkaufszahlen des A1 sehr zufrieden", sagt Sprecher Jürgen De Graeve. Aus logistischen Gründen dauere die Ausliefrung der in Brüssel gefertigten Fahrzeuge sechs bis acht Wochen, hieß es aus Ingolstadt. Dadurch sei "ein guter Teil dieser Autos im Jahr 2011 gelandet". Auch sei der hohe Eigenzulassungsanteil nicht als Zeichen für schwächelnde Verkäufe zu werten.Ob das stimmt oder nicht – in Deutschland stehen zahlreiche A1 auf Halde. Beim Kölner Audi-Zentrum etwa sind rund 50 Fahrzeuge sofort verfügbar, allerdings nicht im Internet zu finden. "Das will Audi nicht. Es könnte der Eindruck entstehen, das Auto verkauft sich schlecht", berichtet der Händler. Das Audi-Zentrum in Kassel hält sich nicht daran, bietet 29 Lager-A1 auf seiner Homepage an. Ein weiteres Indiz für die schlechten Verkaufszahlen ist das hohe Rabattniveau des A1. Bei einer Internet-Börse kann der Kleinwagen mit 17,5 Prozent Rabatt bestellt werden. Auf den deutlich älteren Mini gibt es gerade mal 10,9 Prozent.

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Stichproben von AUTO BILD bei verschiedenen Händlern ergaben, dass der A1 mit mindestens zehn Prozent Rabatt sofort zu haben ist. "Die Zurückhaltung der Kunden erklärt sich aus dem hohen Grundpreis", sagt Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft. Audi sei bei den 18- bis 25-Jährigen zwar mit weitem Abstand die attraktivste Marke, es fehle dieser Zielgruppe aber an Kaufkraft. Wohl auch ein Grund, warum zahlreiche Händler das neue Modell bereits mit einer 1,9-Prozent-Finanzierung anbieten.
Audi dementierte indes eine "Rabattschlacht" im Internet. Im Vergleich zu anderen Modellen der Marke sei das Rabattniveau beim A1 "unterdurchschnittlich". Die VW-Tochter plant für 2011 sogar eine Erhöhung der Produktionszahlen um 20 Prozent. Weltweit sollen 120.000 Exemplate des A1 verkauft werden – unter anderem in China.