Vom Hörsaal zum Hockenheimring

Während andere Studenten in ihrer Freizeit am liebsten ausschlafen und Urlaub machen, bauen Studenten der FH Dortmund ihren eigenen Rennwagen. Damit treten sie bei der Formula Student gegen Teams aus der ganzen Welt an. Pflichtlektüre.com hat „Race-Ing.“ besucht.

Weniger als drei Meter lang ist der Rennwagen RI-12 und sieht aus wie eine kleinere Version eines Formel-1-Wagens. Aber nicht Ferrari oder Mercedes haben ihn gebaut, sondern Studenten der FH Dortmund. „Wir konstruieren alles selbst, von der Skizze auf dem Papier bis zum fertigen Wagen“, sagt Oliver Seifert, organisatorischer Teamleiter des Dortmunder Race-Ing.-Teams.

Oliver Seifert ist Teamleiter Organisation im Race-Ing.-Team der FH Dortmund. Foto: Pflichtlektüre.com

Oliver Seifert ist Teamleiter Organisation im Race-Ing.-Team der FH Dortmund. Foto: Pflichtlektüre.com. Teaserfoto: Race-Ing.

Gebaut werden die Rennwagen für die Formula Student. Bei dem jährlichen Konstrukteurswettbewerb treten Studenten aus aller Welt mit ihren eigenen Formel-Wagen gegeneinander an. Gemessen wird aber nicht nur, wer als Erster ins Ziel kommt, sondern auch, wie schnell der Wagen beschleunigt, wie gut er in der Kurve fährt oder wie wenig Sprit er verbraucht. Neben diesen „dynamischen“ Disziplinen werden auch die „statischen“ Disziplinen bewertet – dazu zählen Kosten, Business-Plan und Design.

Zusätzlich zum Studium

Das Race-Ing.-Team besteht deswegen nicht nur aus Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikstudenten. „Wir brauchen auch Architekten, Designer und Elektrotechniker“, erklärt Oliver. Er selbst ist seit 2008 dabei, mittlerweile hat er sein Maschinenbaustudium abgeschlossen und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH. Der Rennwagenbau lief immer zusätzlich, Credits bekommen die Studenten nicht.

Für die Rennen geht es zum Hockenheimring, nach Silverstone oder Italien. Foto: Race-Ing.

Für die Rennen geht es zum Hockenheimring, nach Silverstone oder Italien. Foto: Race-Ing.

Die meisten hängen für Race-Ing. noch ein zusätzliches Semester an ihr Studium. „Das ist schon extrem zeitaufwändig“, sagt Oliver. „Viele denken: Cool, ein Rennwagen – aber da steckt viel mehr dahinter, auch viele Berechnungen und Überlegungen im Vorfeld.“ Gerade in der Endphase, wenn es auf die Rennen zugeht, ist der Autobau ein 24-Stunden-Job. Die Studenten nehmen die Arbeit jedoch gerne in Kauf. Ein ehemaliges Teammitglied hat sich sogar extra Urlaub genommen, um nochmal bei den Vorbereitungen für das Rennen helfen zu können.

Der fertige Wagen ist stolze 80.000 Euro wert, einen kleinen Teil gibt es von der Hochschule. Um den Rest muss sich das Race-Ing.-Team sich selbst kümmern – wie im richtigen Leben. Für die Studenten heißt das: Sponsoren suchen. In der Regel sind das Sachspenden wie Gurte, Reifen oder die Lackierung.

Rennen in England und Italien

Der RI-12 ist der sechste Rennwagen, den die FH-Gruppe konstruiert hat und er muss sich im internationalen Wettbewerb messen können. Denn solche „Events“ gibt es auf der ganzen Welt verteilt. Das Team kann aber nur zu ein paar Rennen wirklich hin: „In die USA könnten wir uns zum Beispiel den Transport gar nicht leisten. Außerdem müssen die Events zeitlich passen, also in den Semesterferien stattfinden“, sagt Oliver. Die Reiseziele können sich trotzdem sehen lassen: Die Strecken in Silverstone, Hockenheim und Verano waren schon dabei.

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Beim Event hat Sicherheit oberstes Gebot. Jedes Team der Formula Student muss sich nach dem Reglement richten, zum Beispiel darf der Wagen in der Kurve nicht umkippen und muss eine ausreichende Knautschzone haben. Nur wer die Bedingungen erfüllt, wird zum Rennen zugelassen.

Zwischenfälle gibt es manchmal trotzdem: „Letztes Jahr in Italien fing unser Wagen an zu brennen“, erzählt Oliver. „Warum, wissen wir nicht ganz genau. Irgendwie ist unverbrannter Kraftstoff in den Abgastrakt gelangt und hat sich dort entzündet.“ Passiert ist dem Fahrer zum Glück nichts: Das Reglement sorgt mit dafür, dass solche brenzligen Situationen glimpflich ausgehen.

Jobangebote und Festival-Flair

Der RI-12 ist der sechste Rennwagen, den das Team von der FH Dortmund konstruiert hat. Foto: Race-Ing.

Der RI-12 ist der sechste Rennwagen, den das Team von der FH Dortmund konstruiert hat. Foto: Race-Ing.

Unter den Zuschauern der Formula Student sind auch immer Ingenieure und Personaler der großen Automobilfirmen – im Lebenslauf ist der Wettbewerb ein echter Pluspunkt. Bei den Events gebe es auch schon mal konkrete Praktikumsangebote, sagt Oliver. So viel praktische Erfahrung haben Studenten sonst schließlich selten.

Ein Formula Student-Event mache aber vor allem eins, findet Oliver: jede Menge Spaß. Ein paar Tage wird gezeltet und gegrillt. „Legendär ist natürlich auch die Abschlussparty: hunderte Studenten und Freibier…“

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