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Aufkauf von Staatsanleihen EZB bereitet offenbar großen Markteingriff vor

Die Europäische Zentralbank plant einem Zeitungsbericht zufolge einen großangelegten Aufkauf spanischer und italienischer Staatsanleihen. Laut "Le Monde" soll auch der Rettungsschirm EFSF in die Aktion eingebunden werden. Es wäre der vielfach geforderte große Befreiungsschlag in der Euro-Krise.
EZB-Präsident Mario Draghi: Kommt jetzt die Bazooka?

EZB-Präsident Mario Draghi: Kommt jetzt die Bazooka?

Foto: ALEX DOMANSKI/ REUTERS

Paris - Tut sie es, oder tut sie es nicht? Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet offenbar einen massiven Aufkauf spanischer und italienischer Staatsanleihen am Sekundärmarkt vor. Der Euro-Rettungsschirm EFSF soll die Aktion gleichzeitig durch Käufe am Primärmark unterstützen - das schreibt die französische Tageszeitung "Le Monde", ohne eine Quelle zu nennen. Im September soll demnach der ständige Rettungsschirm ESM die Käufe dann weiterführen.

Dem Bericht zufolge haben die Euro-Staaten und die EZB den Plan bereits vorbereitet, die Ausführung sei aber noch Tage oder sogar Wochen entfernt. Wie die Zeitung weiter schreibt, seien am Freitag Konsultationen auf europäischer Ebene geplant, auch der französische Präsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel könnten über den Plan sprechen.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte sich am Donnerstag in London zur Euro-Krise geäußert und gesagt, die Zentralbank werde innerhalb ihres Mandats "alles Erforderliche" tun, um den Euro zu erhalten. Er fügte hinzu: "Und glauben Sie mir, das wird ausreichen." Ein mögliches Instrument ist der Aufkauf von Staatsanleihen von Krisenstaaten. Dieses Mittel hat die EZB bereits umfassend genutzt. Allerdings ruht das Programm seit mehreren Wochen. Kommt also nun der ganz große Befreiungsschlag?

Bundesbank kritisiert EZB-Pläne

Die Not in Italien und Spanien ist so groß, weil die Zinsen für Staatsanleihen dieser beiden Länder auf Rekordhöhen gestiegen sind. Entsprechend wächst der Druck auf die EZB, wieder aktiv zu werden. Italien konnte am Freitag bereits eine Anleihe am Markt zu günstigeren Zinsen platzieren. Ob die EZB dabei aktiv war, blieb unklar. Auskunft über ihre Aktivitäten dazu gibt die Notenbank erst am Montag. Womöglich hat aber bereits Draghis Ankündigung vom Donnerstag die Zinsen sinken lassen.

Die Bundesbank äußerte sich dagegen erneut kritisch zum möglichen Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB: "Der Mechanismus von Staatsanleihenkäufen ist problematisch zu sehen, weil dadurch falsche Anreize gesetzt werden", sagte ein Sprecher der Bundesbank am Freitag in Frankfurt.

Der Bundesbank-Sprecher wandte sich zudem gegen die Forderung, den Rettungsschirm EFSF mit einer Banklizenz auszustatten. Dies wäre faktisch eine Staatsfinanzierung durch die Notenpresse und "ein fataler Weg". Anders sähe es aus, wenn der EFSF Staatsanleihen von Schuldenländern aufkaufen würde. Dies wäre weniger problematisch als ein Eingreifen der EZB.

nck/dpa/Reuters