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Psychologie Wie die Bildschirmfarbe das Hirn beeinflusst

Eine Arbeit, zwei Ergebnisse: Leuchtet der Bildschirm rot, verbessert sich das Gedächtnis. Schimmert er hingegen blau, steigert das die Kreativität. US-Forscher haben untersucht, wie sich die beiden Farben auf die Hirnleistung auswirken - mit eindeutigem Ergebnis.

Washington - Rot ist die Liebe, Grün die Hoffnung. Blau wirkt kalt, Orange warm, und wir bewegen uns lieber im grünen Bereich als rote Zahlen zu schreiben: Farben dienen nicht nur der Beschreibung von Situationen oder Gegenständen, sie beeinflussen auch unser Verhalten. Zwar wissen Forscher das schon seit langem, doch inwieweit Rot, Gelb, Grün und Blau die Hirnleistung beeinflussen, ist umstritten. Kanadische Wissenschaftler berichten jetzt im Fachmagazin "Science"  , dass Blau unsere Kreativität anregt und neue Lösungsstrategien fördert. Rot hingegen steigert die Vorsicht und die Aufnahmefähigkeit für Details.

Sechs verschiedene Hirnleistungstests haben Ravi Mehta und Rui Zhu von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver durchgeführt. Die Probanden arbeiteten am Computer mit wahlweise rotem, blauem oder weißem Bildschirmhintergrund. Das Ergebnis: Rot steigerte die Aufmerksamkeit, so dass die Probanden in einem Gedächtnistest besser abschnitten, so die Forscher. Ein blauer Hintergrund führte dagegen zu kreativeren Problemlösungen. Auch Kinderspielzeug, das aus vorgegebenen blauen Elementen geformt werden sollte, fiel deutlich kreativer aus als die roten Exemplare. Das rote Spielzeug hingegen bestach durch seine Zweckmäßigkeit.

Generell wird die Farbe Rot mit Gefahr und Warnung verbunden, beispielsweise bei einem Stoppschild, während Blau mit Ruhe und Frieden assoziiert wird zum Beispiel als Farbe des Himmels, schreiben Mehta und Zhu in "Science". In diesen Assoziationen sehen die Forscher auch den Grund für die unterschiedliche Leistungsfähigkeit ihrer Probanden. Rot aktiviert demnach eine aufmerksame Vermeidungshaltung, während Blau durch das vermittelte Sicherheitsgefühl mutige Innovationen fördert. Diese Prozesse finden allerdings unbewusst statt, betonen die Wissenschaftler: Nach ihrer persönlichen Einschätzung befragt, bevorzugten die meisten Probanden für alle Aufgaben einen blauen Bildschirmhintergrund.

Die Forscher schlagen aufgrund ihrer Erkenntnisse vor, Unterrichts- oder Arbeitsräume farblich so zu gestalten, dass die jeweils wichtigsten Voraussetzungen für bestimmte Anforderungen durch die Farbwahl unterstützt werden. Auch die Werbeindustrie könne von den neuen Ergebnissen profitieren, so die Forscher.

Im Sport spielt die Farbwahl ebenfalls eine entscheidende Rolle, wie britische Psychologen von der Durham University im Frühjahr 2008 zeigten. Sie legten eine umfangreiche Analyse der englischen Premiere League von 1947 bis 2003 vor. In Rot spielende Fußballteams holten demnach überproportional oft den Titel und siegten auch häufiger bei Heimspielen als etwa gelb oder orange gekleidete Mannschaften. Farben beeinflussen auch die Bewertung von fremden Personen: Wie US-Psychologen kürzlich feststellten, bewerten Männer eine Frau als besonders sexy, wenn sie Rot trägt.

hei/dpa

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