Limoncello aus Neuhausen

Anna Lena Deeg hat sich einen ungewöhnlichen Ausgleich zu ihrer Doktorarbeit gesucht: Zitronen schälen. Daraus macht sie „Felice Limone“: Limoncello, wie sie ihn von ihrer Mutter kennt
| Laura Kaufmann
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Wochenlang liegen die Schalen in reinem Alkohol.
Petra Schramek 4 Wochenlang liegen die Schalen in reinem Alkohol.
Ihren Limoncello füllt die Münchnerin per Hand ab.
Petra Schramek 4 Ihren Limoncello füllt die Münchnerin per Hand ab.
Jetzt nicht zittern! Jedes Etikett wird einzeln verklebt.
Petra Schramek 4 Jetzt nicht zittern! Jedes Etikett wird einzeln verklebt.
Neben Limoncello stellt Deeg auch Zitronenmarmelade her.
Petra Schramek 4 Neben Limoncello stellt Deeg auch Zitronenmarmelade her.

Anna Lena Deeg kann ganze Abende damit zubringen, Zitronen zu schälen. „Das hat fast etwas Meditatives. Und sich mit den Händen zu betätigen ist ein guter Ausgleich zu meiner Doktorarbeit über Wikingerliteratur, an der ich sitze“, sagt die 30-jährige Nordistik-Studentin.

Natürlich schält Deeg die Zitronen aber nicht nur, um ihre Hände zu beschäftigen. 300 Flaschen Limoncello hat sie eben produziert, „das sind eine Menge Zitronen.“ Die Schalen von 25 Stück braucht sie für eine Flasche Limoncello. Die Frucht schmeißt sie aber nicht einfach weg, daraus kocht sie Marmelade.

„Als ich klein war, haben wir jeden Urlaub in Italien verbracht“, sagt Deeg. „Meine Mutter hat von dort ein altes Familienrezept, nach dem sie gelegentlich daheim Limoncello angesetzt hat.“ Den trank sie auch mit ihrer Tochter, als diese kein Kind mehr war. Und diese Anna Lena fragte sich irgendwann, warum sie eigentlich nirgends in München einen guten Limoncello zum Kaufen fand. „Das fehlt hier wirklich“, sagt sie.

Als dann in ihrem Wohnhaus in der Andreestraße eine Gastronomie-Küche frei wurde, war das für sie ein Zeichen. In einem 300 Liter fassenden Kessel schwimmen jetzt die Schalen in reinem Alkohol. Wenn die junge Frau den Deckel anhebt, steigt der Duft von Zitronen auf.

Die Zitronen besorgt Deeg entweder direkt oder über einen Gemüsehändler von der Amalfiküste. „Ich würde gern Bio machen, an den Zitronen ist auch nichts dran – aber dort ist einfach niemand zertifiziert“, sagt Deeg. Wochenlang liegen die Schalen im Alkohol, dann wird die Essenz mit Zucker und Wasser vermischt. Per Hand füllt die Studentin den 24-prozentigen Likör ab.

Eine Grafikagentur in Spanien hat sie über ein schönes Weinetikett ausfindig gemacht, sie haben auch ihre Etiketten entworfen – weil ihr Limoncello „Felice Limone“, glückliche Zitrone, heißt, sind darauf eben glückliche Zitronen zu sehen: beim Schlafen, Musik hören oder Verreisen.

Keine Konservierungs- oder Farbstoffe kommen in ihren Limoncello. Und nicht zu viel Zucker. Freunde der Familie lieben den hausgemachten Likör seit langem: „Mit Weißwein oder Sekt gemischt schmeckt er auch fantastisch, ein schöner Aperitif“, sagt Deeg.

Mittlerweile bestellen schon Kunden über ihre Homepage. „Die ersten haben nachgeordert – das sind die Bestellungen, die richtig glücklich machen“, sagt die junge Frau. 16,80 Euro kostet eine 510-ml-Flasche noch bis Ende Mai, dann wird Deeg den Preis um zwei Euro anheben.

Die „Neuhauser Wohnküche“, ein Lokal in der Lachnerstraße, will den Limoncello auf die Sommerkarte nehmen. Von dort aus könnte er dann München erobern, als neuer Sommer-Sprizz zum Beispiel. Anna Lena Deeg hätte da gar nichts dagegen. Aber: „Ich will, dass unser Felice Limone immer den Charakter einer kleinen Manufaktur behält.“ 


„Felice Limone“ ist zu bestellen unter: felicelimone.com

 

 

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