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Jetzt übertrumpft Frankreich Russland bei den Rüstungsausgaben

Freier Wirtschaftsredakteur
Die globale Waffenschmiede brummt

Auch im vergangenen Jahr gingen die weltweiten Rüstungsausgaben weiter nach oben. Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri wurden insgesamt 1,82 Billionen Dollar für Rüstungsgüter ausgegeben.

Quelle: WELT/Laura Fritsch

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Die weltweiten Rüstungsausgaben haben 2018 einen Rekordwert erreicht. Die Staaten investierten 1635 Milliarden Euro.
  • Am meisten Geld gaben die USA, China, Saudi-Arabien, Indien und Frankreich aus. Deutschland liegt auf Platz 8.
  • Laut Friedensforschungsinstitut Sipri ist das der höchste Stand seit 1988. Im Vergleich zu 2017 waren 2,6 Prozent mehr.

Die globalen Rüstungsausgaben sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen – auf 1,822 Billionen Dollar oder real um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hinter dem jetzt vom schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri ermittelten Megabetrag stecken besondere Entwicklungen. So erhöhten die USA unter Präsident Donald Trump zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 wieder ihr Militärbudget – um 4,6 Prozent auf 649 Milliarden Dollar.

Weltweit auf Platz zwei rangiert unverändert China mit geschätzten 250 Milliarden Dollar Militärausgaben, ein Plus von fünf Prozent. Frankreich liegt nun vor Russland und rückt mit 63,8 Milliarden Dollar Rüstungsausgaben im vergangenen Jahr auf Platz fünf vor.

Dieser Positionswechsel ergibt sich, obwohl Paris seine Militärausgaben leicht verkleinerte (minus 1,5 Prozent). Doch Moskau kürzte noch viel stärker (minus 3,5 Prozent). Dadurch rutschte Russland mit 61,4 Milliarden Dollar Militärausgaben von Platz vier auf sechs ab. Russland gehört damit zum ersten Mal seit 2006 nicht mehr zu den fünf Staaten mit den größten Militärbudgets, schreiben die schwedischen Analysten. Auf Platz vier rangiert Indien und Platz drei hält unverändert Saudi Arabien. Deutschland ist mit 49,5 Milliarden Dollar Militärausgaben von Rang neun auf acht vorgerückt.

Quelle: Infografik WELT

Die Friedensforscher vergleichen in dieser Aufstellung nur die Militärhaushalte, ohne Analyse, wie sich die Beträge etwa in Bezug auf Beschaffung und Verwaltung zusammensetzen. So importiert Saudi-Arabien mit dem weltweit drittgrößten Militärbudget fast sein komplettes Waffenarsenal.

Zudem gibt es weltweit erhebliche Unterschiede, wie Rüstungsaktivitäten von der Politik und Gesellschaft bewertet werden. Während Frankreich eher stolz ist, wenn die Rüstungsexporte des Landes steigen, gibt es in Deutschland politische Forderungen nach weiterer Einschränkung. Berlin wird von Paris daher als unzuverlässiger Partner für gemeinsame europäische Rüstungsprojekte eingestuft. Dabei zieht die Rüstungskonjunktur wieder an.

Das 24. Jahr in Folge steigen Militärausgaben in China

Die schwedischen Forscher sehen deutliche Anzeichen für ein weiteres Aufrüsten. So liegen die weltweiten Militärausgaben inzwischen um 76 Prozent über dem im Jahr 1998 gemessenen niedrigsten Stand seit dem Ende des Kalten Krieges. Im vergangenen Jahr wurde also ein neues weltweites Rekordniveau bei den Militärausgaben nach dem Ende des großen Ost-West-Konflikt vor Jahrzehnten erreicht.

Doch die absoluten Zahlen mit den Multi-Milliardenbudgets können auch in Relation zur Wirtschaftskraft eines Landes gesehen werden. Und da gibt es überraschende Werte. So sanken 2018 die weltweiten Militärausgaben in Relation zur Wirtschaftskraft minimal. Im vergangenen Jahr waren es 2,1 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes (Vorjahr: 2,2). Weil die Militärausgaben 2018 aber stärker stiegen als die Weltbevölkerung (plus 1,1 Prozent), wurden rechnerisch 239 Dollar pro Person für Militärzwecke ausgegeben (Vorjahr: 230).

Die Sipri-Forscher ermittelten für China das 24. Jahr in Folge steigende Militärausgaben. Das ist auch ein Ergebnis der Wirtschaftskraft des Landes. Wächst die Konjunktur in der Volksrepublik jetzt allerdings nicht mehr so schnell, zeigt sich das auch in Bremsspuren bei der Rüstung. So ist der Anstieg des Militärbudgets von fünf Prozent in 2018 der geringste Zuwachs seit gut zwei Jahrzenten. Das Reich der Mitte gibt nach den Sipri-Schätzungen 1,9 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für seine Militärs aus.

In den USA sind es demnach immerhin 3,2 Prozent, in Frankreich 2,3 Prozent, in Russland 3,9 Prozent und in Deutschland gerade einmal 1,2 Prozent. Die in Bezug zur Wirtschaftskraft Deutschlands vergleichsweise geringen Militärausgaben sorgen immer wieder für Kritik, etwa von US-Präsident Trump, wonach Deutschland nicht das NATO-Ziel von zwei Prozent erfülle.

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Interessant an den neuen Sipri-Zahlen ist auch die längerfristige Betrachtung der Militärausgaben. So stiegen 2018 unter Trump zwar die US-Rüstungsbudgets. Tatsächlich war es aber der erste Anstieg seit sieben Jahren. In der Zehnjahresspanne 2009 bis 2018 haben alle Staaten mit den 15 größten Militärbudgets ihre Rüstungsausgaben erhöht – mit Ausnahme der USA, Großbritanniens und Italiens, die früher noch mehr in die Rüstung steckten als heute.

Zu den größten Wachstumstreibern im Zehnjahresvergleich gehören China (plus 83 Prozent) und die Türkei (65 Prozent). Zur Gruppe mit geringem Wachstum (unter zehn Prozent) im Langfristvergleich zählen Frankreich, Deutschland und Japan.

Trotz steigender Militärbudgets ist der weltweite relative Anteil für Rüstungsausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftskraft binnen eines Jahrzehnts gesunken, schreiben die Forscher in ihrer Analyse. Bezogen auf das Bruttosozialprodukt lag der Militäranteil im vergangenen Jahr sogar um 0,5 Prozentpunkte niedriger als im Jahr 2009. Etwa zwei Drittel aller Staaten weltweit gäben weniger als zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für ihr Militär, heißt es. Bezogen auf die Wirtschaftskraft liegt Saudi Arabien mit 8,8 Prozent an der Spitze und Haiti mit 0,01 Prozent am Ende.

Heckler & Koch kämpft weiter mit roten Zahlen

Der Waffenhersteller Heckler & Koch macht trotz angekurbelter Geschäfte weiterhin Verluste. Aus einem Jahresbericht geht hervor, dass die Finanzprobleme durch zwei Überbrückungskredite von einem nicht näher genannten Großaktionär gemildert wurden.

Quelle: WELT/ Sebastian Struwe

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