Bonner Kunstmuseum zeigt Beiträge zum Filmwettbewerb "Look at Beethoven"

Vierter Auflage steht unter dem Motto "Im Licht - die romantische Verklärung des Künstlers"

Bonn. Es" ist kurz und "Es" ist witzig. Die Akteure: Ein Pianist, ein Klavier, das Publikum und - der Ton "Es". Den spielt der Künstler mit großer Geste und heimst dafür tosenden Beifall ein. Einen Seitenhieb auf die Konzertrituale schuf Moritz Huth mit "Es", einer filmischen Humoreske aus knuffig geknautschten Knetgummifiguren.

Einen Preis erhielt der junge Regisseur allerdings nicht beim Beethovenfest-Filmwettbewerb "Look at Beethoven". Anders Christof Zwiener, der in "Fast eine Fantasie" den Fehler macht, einen winzigen Gag auf drei Minuten zu dehnen. Der Film beantwortet gewissermaßen die Frage "Wie klingt Beethoven?" Offenbar hohl, wenn auch in aparten Nuancierungen.

Zwiener klopft in seinem Beitrag das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz ab. In Großaufnahme sieht man des Regisseurs Mittelfinger, wie er auf eine Mantelfalte, den Fuß, den Stift in Beethovens Hand oder des Meisters Backe klopft. Sogar tiefere Bedeutung stecke dahinter, wie Zwiener dem Moderator Enrique Sánchez Lansch verriet.

Er habe nämlich den Rhythmus der "Mondscheinsonate" geklopft. Zwieners nächstes Projekt: "Vielleicht Wagner einschmelzen". Einen weiteren von insgesamt fünf Förderpreisen erhielt "Zwischen den Welten". Pia Storck verlegt darin die Fidelio-Handlung in die Gegenwart. Florestan ist hier gleich doppelt gefangen: im Auto und gleichsam im Kopf des Librettisten.

Nur solange der schreibt, existiert er als Figur. Beethovens Musik schließlich in Gestalt der Ouvertüre ermöglicht die Befreiung. Der Autor an seiner Schreibmaschine lehnt sich zurück, hört zu, die Figur nutzt die Chance und - steigt aus.

Doch Beethoven stand nicht mehr ausschließlich im Mittelpunkt bei der vierten Auflage des Kurzfilmwettbewerbs. Vielmehr sollte das Motto "Im Licht - die romantische Verklärung des Künstlers" ins Bild gesetzt werden. Mythen und Legenden über Künstler bilden stets einen wirkmächtigen Teil der Rezeptionsgeschichte.

Darauf spielte die Installation "Mondscheinsonaten" an, die den Abend in der Rotunde des Kunstmuseums eröffnete. Die "Raum-Zeit-Piraten" Tobias Daemgen und Moritz Ellrich bauten eine Spielwiese aus drei Bildquellen, einem Toy-Piano, einer altersschwachen Zither sowie allerlei technischem Gerät. Ergebnis war eine Performance mit der eigenartigen Poesie des Bastelns auf offener Bühne.

Man hörte eine der frühesten Aufnahmen der "Mondscheinsonate", nämlich als Version für Orgel auf einem Edison-Zylinder. Donald Duck landete auf dem Mond, Raumschiffchen, die irgendwie Mikroorganismen ähnelten, umkreisten einen Planeten, Buchstabennudeln formten sich zum Namen Beethoven - alles in allem ein sympathisch-kreatives Bild- und Klanglaboratorium.

Ein bisschen süßlich, mit vielen herzigen Papierflugzeugen, setzten Miriam Jakobs und Gerhard Schick Fanny Hensels lebenslange Sehnsucht nach ihrem Bruder Felix Mendelssohn ins Bild, während Ingo J. Biermann in seinen "Hölderlin-Fragmenten" zu Musik von Rihm, Schubert und Mahler sich am Tiefsinn des Tübinger Dichters verhob.

Überzeugender hingegen Caspar Trümbach Nattos anrührendes "Relevé", in dem ein gescheiterter Tänzer Polaroid-Fotos zum Tanzen bringt, sowie "Gras", eine raffinierte "audiovisuelle Komposition" von Ellen Fellmann.

Verstörend und irritierend, dabei technisch und formal virtuos: "Peer to Peer" von Craig Mulholland. Dieses meisterhafte Video wurde außer Konkurrenz gezeigt. Eine Auswahl der Beiträge läuft als Endlosschleife während des Beethovenfestes in der Rotunde des Bonner Kunstmuseums.

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