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Hamburg

Notfallplan soll Hamburg vor Stromausfall bewahren

Versorgungslücken drohen im Winter - Bürgermeister wurde informiert

Das Kernkraftwerk Brokdorf darf während der kalten Monate nicht vom Netz gehen. Andernfalls bekommt die Hansestadt ein Problem

Netzbetreiber 50Hertz verhandelt mit Industriebetrieben über temporäre Stromabschaltung

Die Hansestadt Hamburg bereitet sich auf die Möglichkeit eines totalen Stromausfalls im kommenden Winter vor. Grund ist ein möglicher Spannungsabfall, wenn die Leistung im Hochspannungsnetz absinkt, das die Stadt mit Energie versorgt. Der Netzbetreiber 50Hertz arbeitet derzeit an einem Notfallplan. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist eingeschaltet worden.

"Wir treffen Vorbereitungen, um einem etwaigen Spannungsabfall im Raum Hamburg entgegenzuwirken", sagte Olivier Feix, Kommunikationschef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz. Er räumte ein, dass 50Hertz mit großen Stromverbrauchern der Stadt über eine Abschaltung verhandelt und bereits ein Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz geführt hat. Feix glaubt nicht, dass es in den kommenden Monaten zwangsweise zum Spannungsproblem kommen wird: "Eine solche Situation tritt nur ein, wenn im Winter bei Hochdrucklagen keine Windenergie erhältlich ist und zusätzlich das Kernkraftwerk Brokdorf unerwartet abgeschaltet werden muss."

Allerdings ist diese Gefahr nicht gering: Brokdorf steht unter strengster Beobachtung durch die Atomaufsichtsbehörden. Der Meiler hatte zuletzt im August abgeschaltet werden müssen. Die vergangenen zwei Monate fuhr das Kraftwerk nur mit halber Kraft. Zudem liegt Hamburg aufgrund der vielen energieintensiven Betriebe im Stromverbrauch aller deutschen Großstädte mit mehr als 13 Terrawattstunden im Jahr an der Spitze. Und im Winter werden rund zehn Prozent mehr Strom als im Sommer benötigt.

Bisher war das kein Problem: Mit Brunsbüttel, Krümmel, Brokdorf und Stade gab es vier große Kernkraftwerke in der Umgebung, von denen Höchstspannungsleitungen in die Hansestadt führen. Doch mit dem raschen Atomausstieg hat sich die Lage geändert. Der Meiler in Stade wird bereits abgerissen, Krümmel und Brunsbüttel kehren nicht zurück ans Netz. Von vier großen Stromproduzenten ist Brokdorf allein übrig geblieben. Und die Versorgung durch Windenergie ist noch nicht so weit.

Das Rathaus ist alarmiert: "Uns ist bekannt, dass es unter ganz besonderen Umständen zu Problemen kommen könnte. Wir nehmen entsprechende Hinweise ernst", sagte der stellvertretende Senatssprecher Jörg Schmoll. Nähere Einzelheiten zu vorbeugenden Plänen der Stadt nannte Schmoll nicht.

"Vordringlichste Herausforderung ist die Bereitstellung von Blindleistung zur Vermeidung eines Spannungsabfalls. So etwas kann durch zusätzliche Kondensatoren geregelt werden. Dazu haben wir Gespräche mit dem Verteilnetzbetreiber Vattenfall Hamburg und anderen Netzbetreibern geführt", sagte 50Hertz-Sprecher Feix. Wenn das nicht reicht, kommt es zum "Lastabwurf". Dann müssen Hamburger Industrieunternehmen ihre Produktion herunterfahren, damit es nicht zu einem unkontrollierten Blackout in der Stadt kommt. Feix: "Letzte Möglichkeit zur Vermeidung eines Blackouts ist die kontrollierte Reduzierung von Last. Das bedeutet, dass wir mit Großkunden in erster Linie aus der Industrie über die Möglichkeit einer temporären Reduktion ihrer Stromabnahme gesprochen haben. Das ist aber wirklich nur die Ultima Ratio." Zu den betroffenen Unternehmen soll der Kupfererzeuger Aurubis gehören. Der Betrieb äußerte sich dazu nicht.

Das Problem ist gebannt, wenn das neue Kohlekraftwerk Moorburg ans Netz geht. Wegen Mängeln an den Kesseln wird Betreiber Vattenfall das Kraftwerk aber erst Ende 2013 in Betrieb nehmen können. Für mehr Stromsicherheit soll auch die sogenannte Windsammelschiene sorgen. Dabei handelt es sich um eine Höchstspannungsfreileitung von Schwerin nach Hamburg, die den überwiegend durch Windkraft erzeugten Strom von der verbrauchsschwachen Küstenregion zur verbrauchsstarken Region rund um die Hansestadt transportieren soll. Doch die Stromleitung ist noch nicht fertig. Es fehlt ein 19 Kilometer langes Stück von der Landesgrenze Mecklenburg-Vorpommerns bis zur Anschlussstelle am ehemaligen Kernkraftwerk in Krümmel.

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