Spaniens krisengeschüttelte Banken hängen immer stärker von der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Wie die spanische Notenbank in Madrid mitteilte, liehen sich die Institute im März rund 316 Milliarden Euro von der EZB – fast doppelt soviel wie im Februar (170 Milliarden Euro).
Die Zahlen verdeutlichen, wie schlecht es vielen spanischen Banken geht. Nicht nur die Schuldenkrise macht ihnen zu schaffen, sondern auch hauseigene Probleme: Das Platzen der spanischen Immobilienblase hat vielen Instituten millionenschwere Abschreibungen eingebrockt. Vor allem die spanischen Sparkassen gerieten in den Strudel.
In den Notenbankdaten ist allerdings auch bereits der zweite zinsgünstige Dreijahreskredit der Zentralbank für die Banken der Euro-Zone von Ende Februar enthalten. Damals hatten sich die Finanzhäuser rund eine halbe Billion Euro bei der Frankfurter Zentralbank gesichert.
Regierung fordert stärkere Kapitalbasis
Den jetzt veröffentlichten Zahlen zufolge war die Nachfrage aus Spanien bei diesem Refinanzierungsgeschäft zwar wie erwartet sehr hoch. Wie viele Banken sich jedoch Geld bei der EZB besorgt haben, das sie tatsächlich brauchen, und wie viele nur die Gelegenheit des günstigen Zinses nutzten, ist unklar. Die Regierung in Madrid hat die Institute unlängst aufgefordert, ihre Kapitalbasis zu stärken.
Inzwischen schließen Experten nicht mehr aus, dass Spanien demnächst beim Euro-Rettungsfonds EFSF um Unterstützung für seine Problembanken bittet. Das kann nach den Regeln für den EFSF dann geschehen, wenn sich der Staat selbst nicht mehr in der Lage sieht, die Institute am Leben zu erhalten.
Das Misstrauen gegenüber Spanien ist in den vergangenen Wochen enorm gewachsen: Die Renditen für Staatsanleihen stiegen stark an. Als Alarmsignal gilt zudem, dass die Versicherungen gegen einen Ausfall der Staatspapiere derzeit so teuer gehandelt werden wie nie zuvor.
"Fragiles Umfeld" am Anleihemarkt
EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen sprach in Berlin von einem "fragilen Umfeld" am Anleihemarkt. Trotz einer gewissen Stabilisierung gebe es noch immer das Risiko, dass Turbulenzen an den Anleihemärkten auf die Realwirtschaft überschwappten.
Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim kritisierte, dass die südeuropäischen Banken von den Staaten als "Dienstleister missbraucht" würden. Mit dem billigen EZB-Geld würden die Banken noch mehr Staatsanleihen aufkaufen – was für noch mehr Misstrauen am Markt sorge.
Banken aus Staaten, die von der Schuldenkrise nicht oder weniger betroffen sind, haben es da leichter. Die Unterschiede wurden besonders deutlich, als die größte Bank der USA, J.P. Morgan, Zahlen für das erste Quartal vorlegte. Vorstandschef Jamie Dimon überraschte die Analysten positiv: Statt den erwarteten 1,18 Dollar Gewinn pro Aktie legte Dimon 1,31 Dollar vor.
Gute Nachrichten aus den USA
Der Nettogewinn lag im ersten Quartal bei 5,4 Milliarden Dollar. Vor allem die Geschäfte im Investmentbanking zogen nach dem schwachen Jahresende 2011 in den vergangenen Monaten wieder an, erklärte Dimon. Prompt zogen nach Bekanntgabe der Daten auch die europäischen Finanzwerte nach oben. Der Markt wertet das Ergebnis als positives Omen für die gesamte Branche.
Verstärkend kam hinzu, dass auch die US-Großbank Wells Fargo an diesem Freitag einen Gewinnsprung meldete: Im ersten Quartal verdiente die Bank 4,25 Milliarden Dollar, im Vorjahr waren es 3,2 Milliarden Dollar gewesen.
Wells Fargo ist vor allem im amerikanischen Privatkundensegment stark, dafür vergleichsweise wenig im Investmentbanking unterwegs. Die Gewinnsteigerung ist vor allem auf neue Hypothekenkredite zurückzuführen. Zudem sank die Ausfallsrate, da in den USA die Arbeitslosigkeit zuletzt zurückgegangen ist.
JP Morgan und Wells Fargo sind die ersten US-Banken, die ihre Zahlen für das erste Quartal vorlegte. Weitere folgen in der kommenden Wochen. Der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank will am 26. April über die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten berichten, die Commerzbank am 9. Mai.