Atomkraftwerk Temelin

Tschechien rüstet AKW an der Grenze zu Bayern auf

Veröffentlicht am 30.05.2012Lesedauer: 2 Minuten
Atomkraftwerk Temelin
Eine Luftaufnahme vom Atomkraftwerk in Temelin in Tschechien nahe der bayerischen GrenzeQuelle: DPA/David_Veis

In Deutschland endet die Ära der Atomkraftwerke, in Tschechien werden sie dagegen ausgebaut. Direkt an der Grenze zu Bayern wird das Akw Temelin erweitert. Aber das scheint nur wenige zu interessieren.

Das Interesse der bayerischen Bürger an einem Expertengutachten zum geplanten Ausbau des tschechischen Atomkraftwerkes Temelin ist extrem gering. Niemand habe das seit Anfang Mai in den Landratsämtern entlang der bayerisch-tschechischen Grenze ausgelegte Gutachten angeschaut, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

"Das Expertengutachten ist fachlich sehr speziell, mit fast 1500 Seiten sehr umfangreich und für den Normalbürger eigentlich unlesbar", sagte Martin Scheidler vom Umweltamt der oberpfälzischen Stadt Weiden am Mittwoch. In zwölf Landratsämtern und kreisfreien Städten von Hof bis Passau liegt das Gutachten noch bis zum 18. Juni aus.

Reaktor mit Pannenrisiko

Temelin liegt rund 60 Kilometer von der bayerischen Landesgrenze entfernt. Der Atommeiler ist wegen seiner Kombination von amerikanischen Leitsystemen mit russischer Reaktortechnik umstritten.

Bisher sind zwei Reaktorblöcke am Netz. Mitte März hatte sich dort ein Zwischenfall ereignet. Die Dichtung einer Hilfspumpe, die den Primärkreislauf mit Kühlwasser versorgt, war defekt.

Die Betreibergesellschaft hatte den Zwischenfall auf der sogenannten INES-Skala für Störfalle auf der Stufe 0 (geringe sicherheitstechnische Bedeutung) eingestuft. Der betroffene Reaktorblock mit einer Leistung von 1011 Megawatt blieb trotz des Defekts ohne Unterbrechung in Betrieb.

Baubeginn im Juli

Tschechien plant nun, das AKW um zwei Blöcke zu erweitern. Der Startschuss soll im Juli mit der Auswahl eines Reaktorherstellers fallen. Die Baukosten werden auf mindestens 20 Milliarden Euro veranschlagt. Es wird mit einer Bauzeit bis etwa 2023 gerechnet.

Das bayerische Umweltministerium lehnt die Pläne ab. "Unser Ziel ist, die tschechische Regierung von der Energiewende und dem bayerischen Weg hin zu erneuerbaren Energien zu überzeugen und zu unterstützen", sagte Umweltminister Marcel Huber (CSU).

Zunächst war geplant, das Gutachten lediglich bis Anfang Juni für die Öffentlichkeit auszulegen. Auf Antrag Bayerns wurde diese Frist nun verlängert. Das Expertengutachten kann auch im Internet gelesen werden. "Wir wissen aber nicht, wieviele Menschen dieses Angebot genutzt haben", sagte ein Ministeriumssprecher.

Größere Resonanz wird bei einer Diskussionsveranstaltung am 12. Juni in der Dreiländerhalle in Passau erwartet. Dabei wollen tschechische Experten die Fragen erörtert, die aus Deutschland im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung zu Temelin 3 und 4 dem Umweltministerium in Prag übermittelt wurden. Zugelassen ist aber nun, wer eine Stellungnahme an das tschechische Ministerium abgeben hatte.

dpa/ith

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