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Streit um Treibstoff Biosprit-Einführung vorerst gestoppt

Niemand will den Biosprit E10 tanken - jetzt zieht die Mineralölwirtschaft drastische Konsequenzen: Die bundesweite Einführung des Treibstoffs wird vorläufig gestoppt, teilte der Branchenverband mit: "Das System platzt sonst."
Zapfsäule mit E10: Massiver Käuferstreik

Zapfsäule mit E10: Massiver Käuferstreik

Foto: CHRISTIAN CHARISIUS/ REUTERS

Berlin - Dem Biosprit E10 droht ein Absatzdesaster: Nach den massiven Verkaufsproblemen wird die bundesweite Einführung vorläufig gestoppt. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV), Klaus Picard, am Donnerstag der dpa.

"Das System platzt sonst", sagte er mit Blick auf Versorgungsengpässe bei anderen Benzinsorten, die wegen des Käuferstreiks bei E10 verstärkt getankt werden. Es gebe derzeit massive Versorgungsprobleme bei anderen Spritsorten wie Super Plus, weil die Tanks zum Teil mit E10 belegt seien. Zudem könnten viele Raffinerien ihre vollen E10-Tanks nicht leeren.

Bisher wurde der Biosprit bei knapp der Hälfte der bundesweit 15.000 Tankstellen eingeführt - vor allem im Osten und Süden des Landes. Zunächst solle abgewartet werden, ob die Verbraucher den Sprit in den kommenden Tagen annehmen, sagte Picard. Erst dann könne E10 in den restlichen Regionen Deutschlands eingeführt werden.

Die Ölbranche muss 6,25 Prozent ihres Kraftstoffs (gemessen am Energieinhalt) aus pflanzlicher Produktion verkaufen, sonst drohen hohe Strafen. Das schaffen sie aber nur, wenn die Autofahrer E10 als Standardkraftstoff akzeptieren. Die Bundesregierung setzt mit der Richtlinie Vorgaben der EU um.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) begrüßte die Ankündigung der Mineralölwirtschaft. "Das zeigt, dass man Umweltpolitik nicht von oben verordnen darf", sagte VZBV-Energieexperte Holger Krawinkel SPIEGEL ONLINE.

Mit einem eindringlichen Appell an die Autofahrer hatte die Mineralölwirtschaft am Mittwoch zum Umstieg auf den neuen Bio-Supersprit E10 aufgerufen. Picard rief die Autofahrer auf, das neue Super-Benzin E10 mit einer Beimischung von zehn Prozent Ethanol zu tanken. Zudem sollen die Informationen an Tankstellen besser werden, damit Fahrer wissen, ob ihre Autos E10 vertragen.

suc/yes/dpa