Für die Union dürften die Bekenntnisse der fest im katholischen Milieu verankerten Gemmologin aus Nordhorn, die dem Bund Katholischer Unternehmer (BKU) vorsitzt, höchst ungelegen kommen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Diskussion um die (mit dem Klimaschutz) begründete Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke ein solcher Querschuss aus den eigenen Reihen.

"Die kolportierten Äußerungen entsprechen nicht der Meinung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion", sagte ein Sprecher ZEIT ONLINE. Aus Unionskreisen waren inoffiziell weitaus deutlichere Töne zu vernehmen: "Absoluter Irrsinn", "ein Knaller", "ein Hammer". Für Dött werde das nicht ohne Folgen bleiben. "Die nächsten Tage werden nicht angenehm für sie."

Für die Opposition sind Dötts Einlassungen, einen Tag vor der Großdemonstration der Atomgegner in Berlin, eine Steilvorlage. "Bislang sei die Anerkennung des menschengemachten Klimawandels und die Notwendigkeit einer aktiven Klimaschutzpolitik im Deutschen Bundestag unbestritten gewesen", sagte Hermann Ott, Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen für Klimapolitik. "Union und FDP stellen sich außerhalb dieser Gemeinsamkeit der Umweltpolitik, wenn sie den abstrusen und blinden Thesen der Klimawandelleugner ein Forum im Deutschen Bundestag geben." Die SPD-Bundestagsfraktion zeigte sich "fassungslos", sah sich bestätigt über die "wahren Absichten der Koalition" und forderte Dötts sofortige Ablösung.

Über die Hintergründe von Dötts bizarrem Auftritt kann nur spekuliert werden. War es einfach ein an politischer Naivität kaum zu überbietender Auftritt einer "peinlichen Witzfigur" (Grünen-Klimasprecher Ott)? Oder manifestiert sich darin erneut ein wachsender Unions interner Unmut über Angela Merkels eher pragmatische Politik, im besonderen Fall ihre vorsichtige Öffnung hin zu den Grünen? Angela Merkel oder ihr Bundesumweltminister Norbert Röttgen werden sich erklären müssen.