Achmed Mansur ist das Gegenteil eines coolen Journalisten. Und gerade jetzt, das merkt man ihm an, stimmt etwas nicht. Unruhig wandern seine Augen in der Lobby eines Berliner Hotels umher. Er ist gerade auf der Durchreise, und nun hat er sein Handy im Taxi liegen gelassen. Das Gerät ist ihm egal, es sei ein altes Ding, sagt er. "Nur schade um die Telefonnummern."

Was für eine Untertreibung! Sein Telefonverzeichnis ist ein Schatz, denn der Ägypter Mansur ist der wohl bekannteste Fernsehmoderator der arabischen Welt. In seiner wöchentlichen Sendung Bi la Hudud – " Ohne Grenzen" – saßen alle Regierungschefs der Region, die mutig genug waren, sich seinen Fragen zu stellen, dazu viele Oppositionelle und noch mehr Radikale. Achmed Mansur ist beliebt, weil er seine Meinung sagt. Er hat ein feines Gespür für die Stimmung seiner Zuschauer. Viele der Mächtigen in der arabischen Welt fürchten ihn deswegen. Achmed Mansur ist Mr al-Dschasira, sein parteiischer Ansatz ist das, was den erfolgreichen Nachrichtensender aus Qatar von der Konkurrenz unterscheidet. Besonders wenn es um den Krieg im Irak geht, der nach offizieller Diktion ja schon lange zu Ende ist. Aber al-Dschasira hat immer mehr getan, als über die Kämpfe zu berichten. Al-Dschasira ist Partei in dieser Auseinandersetzung, und Achmed Mansur könnte man als Sargnagel des US-Krieges bezeichnen. Das hört sich pathetisch an, aber es passt zu seiner Arbeitsweise.