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Berlin-Besuch Obamas geplante Rede an der Siegessäule stößt auf Kritik

Jetzt ist es offiziell: Barack Obama wird am Donnerstag vor der Siegessäule in Berlin sprechen. Das Team des US-Präsidentschaftsbewerbers hat Details der Redepläne mitgeteilt. Die Behörden rechnen mit bis zu einer Million Zuhörern - doch es gibt Kritik am Ort der Veranstaltung.

Berlin - Es war ein gehütetes Geheimnis: Wo wird Barack Obama bei seinem Berlin-Besuch am 24. Juli auftreten? Über die Pläne des demokratischen US-Präsidentschaftsbewerbers gab es bis zuletzt nur Mutmaßungen.

Auftritt an einem historischen Ort: Obama wird vor der Siegessäule reden

Auftritt an einem historischen Ort: Obama wird vor der Siegessäule reden

Foto: AFP / DDP

Jetzt steht der Ort fest. Obamas Wahlkampfbüro teilte am Sonntag in Chicago mit, der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber werde vor der Siegessäule sprechen. In seiner Rede werde er auf die "historische US-deutsche Partnerschaft" eingehen und deutlich machen, dass die transatlantischen Beziehungen gestärkt werden müssten. Die Veranstaltung sei für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Obama werde auf der östlichen Seite der Siegessäule und damit zwischen dem Denkmal und dem Brandenburger Tor sprechen.

Der Einlass in das Areal für die Öffentlichkeit von der Straße des 17. Juni am Brandenburger Tor aus beginnt der Mitteilung des Obama-Teams zufolge um 16 Uhr. Aus Sicherheitsgründen bitten die Veranstalter, auf die Mitnahme von Taschen zu verzichten. Plakate oder Transparente seien nicht gestattet.

Die Behörden in Berlin rechnen damit, dass die Rede um 19 Uhr beginnt. Sie erwarten einen großen Besucher-Ansturm: Es würden zwischen 10.000 und einer Million Menschen erwartet, sagte Ephraim Gothe, Baustadtrat des Bezirks Mitte, dem "Tagesspiegel" zufolge. Laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" ist eine Art Fanmeile mit großen Videoleinwänden wie zur Fußballeuropameisterschaft geplant.

Ursprünglich wollte Obama am Brandenburger Tor reden, doch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Bedenken. Dies sei kein geeigneter Ort für einen Wahlkämpfer, signalisierte Merkel - daraufhin suchte das Obama-Team nach alternativen Orten, auch der Flughafen Tempelhof war beim Obama-Team im Gespräch.

"Unglückliche Symbolik"

Politiker von Union und FDP kritisierten am Sonntag Obamas Entscheidung für einen Auftritt vor der Siegessäule: "Die Siegessäule in Berlin wurde von Adolf Hitler vom Reichstag weg auf ihren heutigen Platz gestellt. Sie war für ihn das Symbol deutscher Überlegenheit und siegreicher Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich", sagte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle der "Bild am Sonntag". Ihm stelle sich die Frage, "ob Barack Obama richtig beraten war, die Siegessäule als Redeort für seine Visionen einer Welt der Zusammenarbeit zu wählen", sagte Brüderle.

Die Säule erinnert an die Siege Preußens gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) und stand ursprünglich in der Nähe des heutigen Reichstages.

Ähnlich äußerte sich Andreas Schockenhoff, Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag: "Die Berliner Siegessäule auf dem Großen Stern ist dem Sieg über Nachbarn gewidmet, die heute unsere europäischen Freunde und Verbündeten sind. Das halte ich für eine unglückliche Symbolik", sagte der CDU-Politiker.

Am Samstag besuchte Obama bei einer seiner ersten Stationen der mehrtägigen Auslandsreise Afghanistan. Zusammen mit den beiden Senatskollegen Jack Reid und Chuck Hagel verschaffte sich Obama einen persönlichen Eindruck von der Sicherheitslage vor Ort. Die Politiker seien auf dem Stützpunkt Bagram bei Kabul von US-General Jeffrey Schloesser empfangen worden, der das Kommando über die Nato-geführten Truppen im Osten des Landes sowie sämtliche US-geführte Koalitionstruppen in Afghanistan hat, teilte das Militär mit. Obama selbst hatte unmittelbar vor seinem Abflug angekündigt, er wolle sich bei den Soldaten für deren "heldenhafte Arbeit bedanken".

Die Situation in Afghanistan machte Obama in den vergangenen Wochen immer wieder zum Thema. Der Regierung von Präsident George W. Bush wirft er vor, sie lasse dem dortigen Einsatz im Vergleich zu jenem im Irak nicht ausreichend Aufmerksamkeit zukommen.

Im Falle seines Wahlsiegs im November plant er daher, 7000 weitere Soldaten in die Region zu schicken.

Außenpolitisches Profil schärfen

Auf seiner Auslandsreise wird Obama auch im Irak, in Jordanien, Israel, Frankreich und Großbritannien erwartet. Der Senator aus Illinois will damit sein außenpolitisches Profil schärfen.

Wann genau Obama im Irak eintrifft, ist bislang unklar. Von dort erhielt er bereits Unterstützung für seine Vorstellungen, was den Abzug der amerikanischen Truppen angeht. Ministerpräsident Nuri al-Maliki begrüßte den Zeitplan des 46-Jährigen. "Der US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama spricht von 16 Monaten. Das, finden wir, wäre der richtige Zeitraum für den Abzug, geringe Abweichungen vorbehalten", sagte Maliki in einem SPIEGEL-Interview.

hen/ddp/Reuters/dpa