Editorial

Aus EasyLinux 01/2011

Editorial

Jedes Jahr Linux-Jahr

Liebe Leserinnen und Leser,

in unregelmäßigen Abständen wird ein neues Jahr zum “Linux-Jahr” ausgerufen, die Anlässe sind ganz verschieden: Als Microsoft die Windows-Version Vista eingeführt hat, gab es berechtigte Hoffnungen auf eine gigantische Umstiegswelle auf Linux – passiert ist aber vergleichsweise wenig. Wer von Vista und den ersten Testberichten abgeschreckt war, hat mit XP weiter rumgewerkelt und auf die nächste Version gewartet. Als die ersten Netbooks auf den Markt kamen, die zunächst alle Linux-basiert waren, hieß es wieder: Jetzt kommt Linux. Microsoft reagierte mit einer Lebenszeitverlängerung für XP und hat dann bei Windows 7 ein bisschen an der Performance-Schraube gedreht, so dass die neue Version auch auf Netbooks halbwegs brauchbar läuft. Wieder ließ der große Linux-Durchbruch auf sich warten. Aktuell beschäftigen sich die Propheten mit Android-Handys und Linux-basierten iPad-Konkurrenten: Wird 2011 dank der neuen Mobilgeräte also endlich das Linux-Jahr?

Wir müssen nicht auf “das” Linux-Jahr warten. Linux ist bereits angekommen und etabliert. Im Server-Markt gilt das schon lange, ebenso im Embedded-Bereich (zu dem auch Handy & Co. gehören). Und auf dem Desktop? Hier dürfte noch eine Weile alles beim Alten bleiben. Linux-Desktops entwickeln sich weiter, stellen aber Einsteigern weiterhin einige praktische Hürden in den Weg.Alle paar Wochen lesen wir von Anwendern, die Linux ausprobieren, es aber wegen fehlender Unterstützung für die zu Hause verfügbare Hardware wieder vom Rechner werfen. Die Hoffnung, dass alle Hardewarehersteller ihre Low-budget-Geräte ganz selbstverständlich mit Linux-Treibern versorgen (bzw. sich darum kümmern, dass der Standard-Linux-Kernel diese erkennt – wie es bei Linux die richtige Vorgehensweise ist) und Sie beliebige Geräte, die bei Aldi, Lidl & Co. für um die 100 Euro zu erwerben sind, problemlos verwenden können, wird sich nicht so bald erfüllen. So bleibt der alte und oft gelesene Satz richtig: Vor dem Hardewarekauf immer prüfen, ob das Wunschgerät auch Linux-kompatibel ist, und im Zweifelsfall nur bei Händlern kaufen, die ein Rückgaberecht ohne Angabe besonderer Gründe einräumen, z. B. online. In jeder Hardwarekategorie finden sich genügend Geräte, die Linux gleich beim Einstöpseln ganz problemlos erkennt.

Und wie sieht es auf der Softwareseite aus? Die Standardapplikationen sind unter Linux alle vorhanden. Wer in erster Linie Office und Internet braucht, findet schon alles, was dafür nötig ist. Bei Speziallösungen sieht es anders aus. Software von Windows auf Linux zu portieren, die schon unter Windows nur wenige tausend Anwender hat, weil sie eine winzige Nische bedient, hat für kommerzielle Anbieter wenig Sinn. Darum bleibt für manche Anwender der parallele Einsatz von Linux und Windows, entweder in Form eines Dual-Boot-Systems oder via Emulation in VirtualBox oder VMware der richtige Weg. Tipps dazu finden Sie in dieser Ausgabe in der Titelstrecke.

Die Redaktion wünscht Ihnen ein gutes neues Jahr und weiterhin viel Erfolg und auch Spaß beim Einsatz von Linux.

Hans-Georg Eßer

Chefredakteur

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Hinweis: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, enthaltene Informationen sind möglicherweise veraltet.

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