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Prozess um Hypo Real Estate Richter nimmt Ex-Boss Funke in Schutz

Es sieht überraschend gut aus für Georg Funke: Der frühere Chef der Krisenbank HRE darf auf die Nachzahlung eines Millionengehalts hoffen. Im Prozess vor dem Landgericht München sagte der Richter, es gebe "erhebliche Bedenken", ob der Rausschmiss des Managers gerechtfertigt war.
Demonstranten vor HRE-Prozess: Erst Anfang 2011 eine Entscheidung

Demonstranten vor HRE-Prozess: Erst Anfang 2011 eine Entscheidung

Foto: DDP

München - Er hat die Hypo Real Estate (HRE) in eine gigantische Krise geführt, trotzdem könnte Georg Funke gut davon kommen. Der frühere Chef des Immobilienfinanzierers klagte gegen seinen Rauswurf bei dem Beinahe-Pleite-Institut - und bekommt nun womöglich Recht.

Die Kündigung des 55-jährigen Managers könnte auf Basis der vorliegenden Dokumente unwirksam gewesen sein, deutete der Vorsitzende Richter Helmut Krenek am Donnerstag im Prozess vor dem Landgericht München an. Funke sei nicht verantwortlich für die Finanzkrise. Der Fast-Zusammenbruch der HRE nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers könne dem Manager nicht angelastet werden. Es gebe deshalb "erhebliche Bedenken", ob Funkes Kündigung, die auf Druck der Politik erfolgt war, gerechtfertigt gewesen sei.

In dem Zivilverfahren soll überprüft werden, ob die von der HRE Ende 2008 ausgesprochenen Kündigungen gegen Funke und zwei weitere Vorstände wirksam sind. Die drei Manager pochen auf Gehalts- und Pensionszahlungen. Sie vertreten die Auffassung, dass es keinen wichtigen Grund gegeben habe, der den Rausschmiss rechtfertige. Allein bei Funke geht es um rund 3,5 Millionen Euro. Sein Vertrag wäre noch fast fünf Jahre gelaufen, laut Geschäftsbericht war darin ein Festgehalt von jährlich 800.000 Euro vereinbart.

"Wir werden um Zeugen nicht herumkommen"

Das heutige Management der HRE will Funke das Geld hingegen verweigern. Denn unter seiner Führung geriet die HRE in eine dramatische Schieflage. Nach massiven Liquiditätsengpässen musste die Bank mit rund 100 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet werden, um eine Kettenreaktion in der Branche zu verhindern. Mittlerweile ist das Institut verstaatlicht.

Immerhin betonte Richter Krenek, dass geklärt werden müsse, ob der Vorstand seinen Pflichten nicht nachgekommen sei. "Wir werden um Zeugen und Sachverständige nicht herumkommen." Wen das Gericht vernehmen wird, ließ der Richter offen. Es dürfte aber ein langer Prozess werden. Erst im Januar 2011 soll es eine Entscheidung geben, womöglich aber nur über die Beweisaufnahme und Zeugen.

Funkes Anwalt Franz Ludwig Heiss sagte vor Gericht, er sehe bei seinem Mandanten keine Pflichtverletzungen. Er wertete es als höhere Gewalt, dass sich die HRE über ihre Tochter Depfa Bank nach der Lehman-Pleite kein Geld mehr leihen konnte und so zu kollabieren drohte.

Die HRE beantragte hingegen, die Klage ihrer früheren Manager abzuweisen. "Wir werfen den Ex-Vorständen unter anderem schwere Versäumnisse bei der Ausgestaltung des Risikomanagements, bei der Refinanzierungsstrategie und bei der Vorbereitung des Depfa-Erwerbs vor", erklärte die Bank. Es gebe ausreichend Anhaltspunkte, um die Kündigungen zu rechtfertigen.

Auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Richter Krenke zufolge könnte es mögliche Pflichtverletzungen bei der Prüfung der Bücher vor der Depfa-Übernahme, dem Festhalten an einer falschen Refinanzierungsstrategie, einer ungeeigneten Risikosteuerung oder der fehlerhaften Einschätzung des Liquiditätsbedarfs gegeben haben. Diese Punkte will das Gericht allesamt klären.

Krenek sagte auch, in einem Seitenstrang des Verfahrens zu den formalen urkundenrechtlichen Fragen deute vieles darauf hin, dass die Kündigung gegen Funke unwirksam sei. Eine Entscheidung soll hier Mitte Oktober fallen. Es geht dabei jedoch nur um zwei Monatsgehälter.

Gegen Funke laufen auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und unrichtige Darstellung der Unternehmensverhältnisse. Außerdem gehen die Ermittler dem Verdacht der Untreue nach.

wal/Reuters/dpa