Am zweiten Tag des Weltklimagipfels in Kopenhagen haben die Gipfelteilnehmer ihre Arbeit zuversichtlich fortgesetzt. Beflügelt werden sie von einer Entscheidung der US-Umweltbehörde (Epa), CO2-Emissionen als gesundheitsschädliches Gift einzustufen. Sowohl offizielle Delegationen als auch Umweltschützer sehen nun eine deutlich größere Chance für ein weitgehendes Klimaabkommen. Allerdings erwarten sie von US-Präsident Barack Obama auch neue und verbesserte Angebote.

Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, hält die Entscheidung für "außerordentlich bemerkenswert". So wie viele Umweltorganisationen wertete auch er diesen Schritt als eine Art Rückversicherung. Nun können die Regierung auch dann handeln, wenn es im US-Senat keine Mehrheit für die gesetzliche Regelung von weniger Emissionen gebe. 

"Eine großartige Nachricht", meinte auch der Umweltverband WWF. Damit halte Obama "eine neue Trumpfkarte und einen Plan B" für den Klimaschutz in der Hand. "Jetzt können sich die USA wieder mehr Respekt verschaffen, nachdem sie klimapolitisch lange extrem in der Defensive gewesen sind", sagte der dänische WWF-Klimabeauftragte John Nordbo. Die Welt werde nun genau zuhören, wenn Obama Ende nächster Woche nach Kopenhagen komme.

Auch eine zweite Nachricht aus den USA sorgt für Optimismus unter den Klimarettern in der dänischen Hauptstadt. So wandte sich das Weiße Haus gegen Spekulationen, nach denen der Treibhauseffekt eine "Erfindung" von Wissenschaftlern sein könnte. "Es gibt keine Zweifel an den wissenschaftlichen Erkenntnissen", betonte Sprecher Robert Gibbs. "Ich glaube, jedem ist die Wissenschaft klar. Ich denke, sie ist den Wissenschaftlern klar. Sie ist vielen im Kapitol klar. Ich denke, der Gedanke, dass es eine Debatte über die Wissenschaft gibt, ist töricht."

Seit Montag ringen rund 15.000 Diplomaten und Umweltschützer aus 192 Staaten um weitreichende Klimaziele und damit um die Zukunft des Planeten. Dabei haben so viele Länder wie nie zuvor Vorschläge vorgelegt, um ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren oder zu bremsen. Ob dies für eine Einigung reicht, ist zweifelhaft.

Die Hoffnungen der Gipfelteilnehmer liegen nun auf den Auftritt von Barack Obama. So wie 109 weitere Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, will auch er kurz vor Ende des Gipfels am 18. Dezember nach Kopenhagen reisen. 

Noch ist das Angebot der USA – mit Rücksicht auf das noch laufende Gesetzgebungsverfahren im Kongress – aber recht verhalten. Washington will sich bislang auf eine Verminderung ihrer CO2-Emissionen um 17 Prozent gegenüber 2005 festlegen. Das entspricht lediglich drei bis vier Prozent im Verhältnis zum Stand von 1990. Zum Vergleich: Die EU- Staaten haben für diesen Zeitraum eine Verminderung von 20 oder möglicherweise 30 Prozent angekündigt.

Umso eindringlicher forderten UN-Klimachef de Boer sowie der dänische Regierungschef und Gastgeber Lars Løkke Rasmussen zu Beginn des zweiwöchigen Treffens verbindliche Klimaziele. Eine Einigung sei greifbar nahe, sagte Rasmussen und appellierte an die Delegationen: "Lasst uns nicht auf das konzentrieren, was uns trennt, sondern auf das, was uns verbindet".