Lörrach Unter Druck den Namen geändert

Valentin Radonici
Auf dem Fasnachtsumzug in Lörrach trat die Clique zum ersten Mal mit ihrem neuen Namen „Schürebürzler“ auf. Foto: Adrian Steineck

Die ehemalige „Zigüner-Clique“ ändert ihren Namen in Schürebürzler und reagiert auf die Diskussionen der Kritiker.

Wer auf dem Lörracher Fasnachtsumzug aufmerksam war, hat bei einer Clique Veränderungen bemerkt: Die „Zigüner-Clique“ aus Stetten präsentierte sich nach 88 Jahren mit dem zukünftigen neuen Namen „Schürebürzler“ – und zeigte mit dem Anhänger mit durchgestrichenem Schild den Weg der Namensänderung auf. Die Änderung des Namens war das Resultat eines langen Prozesses.

Miro Plettenberg, Oberhaupt der „Schürebürzler“, verdeutlicht auf Nachfrage unserer Zeitung, warum der öffentliche Schritt auf dem Umzug wichtig war: „Wir wollten die Namensänderung nicht im Kleinen verkünden, sondern es der großen Öffentlichkeit zeigen.“ Der Gedanke über die Namensänderung habe die Clique lange beschäftigt und sei nicht mehr weggegangen. Die Angst, wegen des Namens die Existenz aufs Spiel zu setzen, sei zu groß gewesen.

Druck von außen zu groß

Michael Lindemer, Obergildenmeister der Narrengilde Lörrach, kann die Entscheidung nachvollziehen: „Wenn der Druck von außen so groß wird, dass der Name zum Problem wird, dann steht der ursprüngliche Sinn des Vereins hinten an.“ Werbung für Mitglieder und die Nutzung Sozialer Medien könne leider nicht forciert und ausgebaut werden.

Plettenberg zufolge wurde die Clique bei Social-Media-Auftritten gesperrt und auch die Rechtfertigungen und Anfeindungen hätten über die Jahre immer mehr zugenommen. Zur Namensgebung für die „Schürebürzler“ erklärt er: „Wir haben im Gemeinschaftsprozess den neuen Namen überlegt. Wichtig war der Freiheitsgedanke.“ Zudem würde die positive Tradition des alten Namens weiter gehalten werden. Dies sei bei der Entscheidungsfindung wichtig gewesen.

Würdevolle Präsentation

Für Michael Lindemer war der alte Name „Zigüner-Clique“ kein Problem: „Die Zigüner-Clique war für mich eine würdevolle Präsentation der Lebensweise des fahrenden Volkes um die Jahrhundertwende. Das Gründungsjahr 1936 symbolisiert auch das Zeichen, das man gegen das damalige Regime setzen wollte.“

Plettenberg betont, dass die Clique immer im regelmäßigen Austausch mit den Vertretern der Sinti und Roma gestanden hat. Der Kontakt sei positiv gewesen. Die Vertreter hätten gegenüber der Clique den Wunsch nach der Namensänderung geäußert, dabei aber keinen Druck aufgebaut. Die Entscheidung sei nach Willen der aktiven Mitglieder der Clique gefallen.

Acht Mitglieder verloren

Die Namensänderung sieht Lindemer positiv: „Wenn dies dazu führt, dass sich die Mitglieder wohlfühlen, sich mit dem neuen Namen identifizieren, und so den Verein für weitere 88 Jahre neu aufstellen, ist dies eine Änderung, die zum Wohle des Vereins geschieht und fest in der Vereinsgeschichte verankert bleibt.“

Verschiedene Reaktionen

Die Reaktion von Außenstehenden und passiven Mitgliedern auf die Namensänderung ist laut Plettenberg unterschiedlich. Manche Menschen hätten gesagt: „Wie könnt ihr nur?“, und andere Leute hätten Verständnis gezeigt. „Den Kritikern erkläre ich immer den Weg, der zu unserer Entscheidung geführt hat. Da ist die Kommunikation wichtig. Die Akzeptanz ist ein Prozess, den man langfristig denken muss.“

Acht der 176 passiven Mitglieder hätten die Clique verlassen. Aktuell hat der Verein 18 aktive erwachsene Mitglieder und zwölf Kinder und Jugendliche. Der Schritt der Namensänderung sei für ihn als Chef der Clique schwer gewesen: „Ich werde in der Geschichte der Clique immer der Chef sein, unter dem dieser Schritt gemacht wurde. Ich bin aber auch überzeugt, dass die Entscheidung richtig ist.“

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