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Griechen-Drama EZB verzichtet vorerst auf Kauf von Staatsanleihen

Die Europäische Zentralbank bleibt bei ihrer konservativen Haltung - und schließt den Kauf griechischer Staatsanleihen entgegen aller Gerüchte derzeit aus. Auch den Leitzins belassen die obersten europäischen Währungshüter bei 1,0 Prozent.
EZB-Chef Jean-Claude Trichet: Pleite Griechenlands höchst unwahrscheinlich

EZB-Chef Jean-Claude Trichet: Pleite Griechenlands höchst unwahrscheinlich

Foto: JUAN MEDINA/ REUTERS

Lissabon - Rekordaufschläge für griechische Staatsanleihen, Tiefstwerte beim Euro: Angesichts der Unruhe an den europäischen Finanzmärkten bemüht sich der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) beruhigende Signale auszusenden. Jean-Claude Trichet erklärte am Donnerstag, dass die Zentralbank keine griechischen Staatsanleihen kaufen wolle - obwohl dies von Finanzexperten erwartet worden war. "Die Option eines Kaufs von Staatsanleihen wurde nicht diskutiert", betonte Trichet.

Allerdings schloss der oberste europäische Währungshüter nicht aus, künftig über Käufe von Staatsanleihen zumindest zu diskutieren. Der EZB-Rat überprüfe seine Handlungen ständig, sagte er.

Trichet verteidigte die beispiellose Sonderbehandlung des hochverschuldeten Griechenland. "Wir kennen das griechische Sparpaket sehr gut und wir halten es für angemessen. Dieser Beurteilung bleiben wir mit unserer Entscheidung treu", sagte er. Zudem habe die Notenbank auch den Euro-Ländern empfohlen, ihr 80 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für Athen auf den Weg zu bringen.

Der Euro rutscht zeitweise unter die Marke von 1,27 Dollar

Wie schon früher, betonte Trichet, dass eine Pleite Griechenlands höchst unwahrscheinlich sei. Auch ein Übergreifen der Athener Krise auf Portugal erwartet Trichet nicht. "Griechenland und Portugal sind nicht im selben Boot." Man müsse sich hier nur die Zahlen anschauen. Auch Spanien sei nicht Griechenland. Die Risikoaufschläge der beiden Länder waren zuletzt ebenfalls deutlich gestiegen.

Trotz aller Versuche gelang es dem EZB-Chef am Donnerstag dennoch nicht, die Märkte zu beruhigen. Der Euro   rutschte zeitweise unter die Marke von 1,27 Dollar. Auch der Leitindex Dax   schloss leicht im Minus bei 5908 Punkten.

Bei seiner monatlichen Sitzung hatte der EZB-Rat am Donnerstag zudem den Leitzins auf seinem Allzeittief von 1,0 Prozent bestätigt, wo er seit Sommer 2009 steht. "Das Zinsniveau im Euroraum ist nach wie vor angemessen", sagte Trichet. Der Inflationsdruck sei mittelfristig unter Kontrolle. Die Wirtschaftserholung habe sich fortgesetzt. "Die Euro-Zone dürfte mit einem moderatem Tempo im Jahr 2010 wachsen." Die Risiken sowohl für das Wachstum als auch für die Preisentwicklung seien weitgehend ausgeglichen, bekräftigte der EZB-Chef frühere Aussagen.

yes/dpa/ddp