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Windenergie: Die wichtigsten Player der Zukunftsbranche

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Konzentration auf dem Energiemarkt Großkonzerne schmieden Wind-Oligopol

Die Windbranche steckt im Umbruch: Vor Europas Küsten sollen gigantische Offshore-Parks entstehen. Großkonzerne wie Siemens wittern ein Milliardengeschäft und sichern sich immer größere Marktanteile. Experten fürchten ein neues Energie-Oligopol.

Hamburg - Vestas geht, Siemens kommt: In Großbritannien hatte der dänische Weltmarktführer im vergangenen Jahr noch seine Windrotorenfertigung geschlossen und in die USA verlegt, Streiks und eine Betriebsbesetzung waren die Folgen. Doch nun weitet der Münchner Technologiekonzern sein Engagement auf der Insel aus. Bis 2014 soll eine Fabrik samt 700 Arbeitsplätzen entstehen, teilte Siemens gestern mit, das Investitionsvolumen beträgt umgerechnet gut 91 Millionen Euro.

Siemens

General Electric

Der Wachwechsel im Königreich verdeutlicht einen Branchentrend: Kleinere Windkraftpioniere wie Vestas, Enercon oder Nordex kämpfen um ihre Markanteile, Großkonzerne wie und sind auf dem Vormarsch. "Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen", sagt Analyst Holger Fechner von der NordLB. Konzerne könnten angesichts immer umfangreicherer Projekte ihre Größe ausspielen. Die Großkonzerne können auf die rasch wachsende Nachfrage schneller reagieren als die kleinen Unternehmen. "Die klassischen Anbieter haben es schwer mitzuhalten", sagt Fechner.

Im vergangenen Jahr hat Vestas seine weltweite Führungsposition mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent noch knapp verteidigt, doch lediglich 0,1 Prozentpunkte dahinter liegt bereits der US-Konzern General Electric. Siemens hat sich in den vergangenen Jahren in den Top Ten etabliert und kommt laut der Aufstellung der Unternehmensberatung BTM auf 5,9 Prozent Marktanteil. "2012 wollen wir weltweit die Nummer drei sein", sagt Rene Umlauft, Erneuerbare-Energien-Chef bei Siemens.

Der Umbruch in der Windbranche wird vor allem von der Offshore-Technologie vorangetrieben. Allein vor den Küsten Deutschlands sollen in den nächsten Jahrzehnten Anlagen mit einer Nennleistung von 25.000 Megawatt entstehen. Bei stetigem Wind könnten sie theoretisch so viel Strom erzeugen wie etwa 20 Kernkraft- oder Kohlekraftwerke.

Siemens bezeichnet sich in diesem Segment als einer der Weltmarktführer. "Das ist unser dauerhafter Anspruch in Deutschland und weltweit", sagt Umlauft. Grundstein für das Engagement im Windbereich war der Kauf der dänischen Firma Bonus Energy, Dänemark ist bis heute zentraler Standort für die Aktivitäten.

"Es droht ein neues Oligopol"

Auch in Deutschland gelang dem Unternehmen, Fuß zu fassen. Siemens liefert 80 Rotoren für Vattenfalls Windpark Dan Tysk 50 Kilometer vor der Nordseeinsel Sylt. Die Anlagen haben eine Leistung von je 3,6 Megawatt - Gesamtleistung: 288 Megawatt.

Immer gewaltiger werden die Projekte. Vor der englischen Küste ging kürzlich der bisher größte Windpark der Welt ans Netz. Bis zu 300 Megawatt beträgt die Leistung der Turbinen, das reicht bei optimalen Windverhältnissen, um den Strombedarf von 200.000 Haushalten zu decken.

Solch gewaltige Bauvorhaben lassen manche Kunden möglicherweise auch aus Sicherheitsgründen auf einen großen Anbieter setzen. "Je größer der Lieferant, desto größer die Projektsicherheit", sagt Fechner. Industrieriesen wie General Electric und Siemens verfügen bereits jetzt über reichlich Erfahrung mit Finanzierungsgeschäften zu verfügen. Diese Stärke spielten sie aus, sagt Fechner.

Windbranche

Das Wachsen fällt den Großen aus all diesen Gründen tendenziell leichter. Größere Übernahmen indes stehen vorerst nicht an. "Die hat in Europa ihre Konsolidierungswelle bereits hinter sich", sagt Ulf Gerder vom Bundesverband Windenergie. Auch Siemens-Divisionschef Umlauft beteuert: "Wir wollen in erster Linie organisch wachsen."

Energiewirtschaft

Organisch gewachsen sind allerdings auch manche Beziehungen der Großkonzerne zu Kunden in anderen Bereichen der . Während sich an Land oft einzelne Bürger für die Finanzierung eines Windparks zusammentaten, werden die Anlagen auf See immer öfter von Energiekonzernen wie E.on und RWE betrieben.

Verbandssprecher Gerder beobachtet diesen Trend mit Sorge. Er fürchtet: "Es droht ein neues Oligopol."